Verhandlungen Manteuffel's mit Kaiser Alexander. 377
ertheilte Instruction vorlas, zeigte sich beim Kaiser ein pein-
licher Eindruck. Er anerkannte lebhaft die Räcksicht zu
Gunsten Württembergs und Darmstadts. Aber die völlige
Absetzung ganzer Dynastien, sagte er, erfülle ihn mit Schrecken;
das sei nicht Stärkung, sondern Schwächung des monarchischen
Princips, denn diese Dynastien beruhten auf demselben Boden
von Gottes Gnaden, wie das preußische Königshaus. Er
tadelte das italienische Bündniß und fürchtete von dem an-
gekündigten deutschen Parlamente revolutionäre Gefahren.
Manteuffel meinte, Bismarck habe gezeigt, daß er mit Parla-
menten umzugehen wisse; ich zweifle nicht, rief der Kaiser,
an seinem guten Willen, aber das Wort Parlament hat ganz
Süddeutschland in Gährung gesetzt, so daß Baden und
Darmstadt schon von ihrem Wunsche reden, in den nord-
deutschen Bund einzutreten, da Bayern sie nicht stützen könne,
und Osterreich auf Deutschland nicht mehr einwirken dürfe.
Manteuffel führte dagegen aus, je befriedigender die preußi-
schen Erfolge seien, desto fester würde Preußens Monarch das
Regiment in seiner königlichen Hand behalten.
Die Besprechung der süddeutschen Verhältnisse brachte
den Kaiser auf Frankreich. Manteuffel berichtete darüber
dem Könige: „Ich trug ihm meine Ansicht über Napoleon's
Hintergedanken bei seiner Mediation vor. Der Kaiser sagte
mir, daß nach seinen Nachrichten Napoleon die Grenzen von
1814 fordern wolle. Er denkt und fühlt über Napoleon
genau so wie Ew. Majestät. Ich bin selten einer solchen
Übereinstimmung begegnet" 9.
Bei der Entlassung sagte Alexander noch: Die völlige
Entthronung ganzer Dynastien ängstigt mich.
1) Wie das Obige aus Manteuffel's Bericht an den König vom