380 Französische und russische Einwirkung.
Grundsätze, schließend aber mit der warmherzigen Erklärung,
daß, auch wenn seine Worte dieses Mal keine Rücksicht fän-
den, Rußland sich doch nie den Widersachern Preußens zu-
gesellen würde. Er sprach zugleich den Wunsch aus, daß
das preußische Annexionsprogramm nicht vor der Ankunft
dieses Schreibens dem Landtag vorgelegt werden möchte.
Übrigens ging sowohl der Kaiser als Gortschakoff dieses Mal
viel ausdrücklicher als Tags zuvor über die ihnen lästigen
Punkte des Pariser Friedens von 1856 mit der Sprache
heraus, auch jetzt in dem Sinne, nicht im Augenblick zur
Action darüber zu schreiten, um so mehr aber in der Tendenz,
von Preußen eine bindende Zusage der künftigen Hülfe zu
erlangen. Es war ein deutliches Symptom des Entschlusses,
mit Preußen auf gutem Fuß zu bleiben.
Hierauf verhieß Bismarck mit Vergnügen, die Vorlage
an den Landtag über die Annexionen erst nach der Ankunft
des Kaiserlichen Briefes festzustellen, und theilte dann am
14. August, nach der Zurückziehung der französischen Be-
gehren, die darüber gepflogene Verhandlung dem General
Manteuffel mit, welcher sofort keinen andern Gedanken als
Kriegserklärung nach einer solchen Unverschämtheit hatte. Bei
den Russen aber stieg nach der Energie, mit welcher Bismarck
die Pariser Zumuthung abgewiesen hatte, die preußische
Freundschaft im Werthe. Obwohl man es Bismarck nicht
wenig verübelte, daß er auf die russischen Vorstellungen
gleich mit der Drohung einer deutschen Revolution geant-
wortet hatte, wurde Gortschakoff's Auftreten immer freund-
licher, immer zuthunlicher; mehr als einmal vernahm
Manteuffel Andeutungen über die Trefflichkeit eines preußisch-
russischen Bündnisses: wobei dann Bismarck allerdings sich