Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

434 Innere Entwicklung. 
zuführen. Eine Übergangszeit, wie es die Regierung bereits 
erklärt habe, sei unerläßlich, in welcher dieselbe nach eigner 
Machtvollkommenheit die nöthigen Vorbereitungen zur defini- 
tiven Verschmelzung mit möglichst schonender Hand zu treffen 
habe. Ebenso nöthig aber erachtete die Commission auch 
einen festen Termin für das Ende einer solchen Dictatur; 
sie beantragte also, daß am 2. October 1867 in den reunirten 
Landen die preußische Verfassung in Kraft treten sollte. 
Die Verhandlung im Hause bot dann nur noch wenige 
bemerkenswerthe Momente. Der Hauptredner war dieses 
Mal Waldeck, der mit zermalmenden Schlägen auf die Quelle 
des nationalen Unheils, die Kleinstaaterei, einhieb, und die 
Annexionen als die wichtigste Grundlage zur Vollendung der 
deutschen Einheit feierte. Unser König, sagte er, hat dieses 
Factum geschaffen, und ich möchte doch denjenigen sehen, der 
als Mitglied des preußischen Staates die Courage hätte, 
deßhalb, weil die angestammten Fürstenhäuser wieder einge- 
führt werden müßten, diesem Factum zu widerstreben. Es 
meldete sich zu solchem Muthe ein Einziger, der Redner der 
katholischen Fraction, Professor Michelis: nachdem ihm ein 
Schlußantrag die Rede verhindert hatte, erklärte er in einer 
persönlichen Bemerkung, er würde die Herstellung der ver- 
triebenen Dynastien beantragt haben. Die polnische Fraction 
enthielt sich der Abstimmung: weil, sagte mit gutem Grunde 
ihr Redner Zoltowski, die Mehrheit dieses Hauses und, wie 
ich glaube, die große Mehrheit von ganz Deutschland der 
Ansicht ist, daß in dieser Frage, die heute zur Verhandlung 
steht, deutsche Geschichte gemacht wird, nicht preußische. 
Da auch Bismarck bereits in der Commission sein Ein- 
verständniß erklärt hatte, wurde nach deren Beschlüssen die
	        
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