Bewilligung des Credits. 447
das Maximum gerne auf 40 Millionen erhöht, sah jedoch
davon ab, als der Finanzminister dies zwar als das Bessere
anerkannte, aber mit dem Guten des Antrags Micheelis sich
begnügen zu wollen, erklärte. Michaelis, ohne Zweifel
der bedeutendste Nationalökonom des Hauses, entwickelte in
der Verhandlung, daß der Zinsertrag eines Capitals nicht
immer den einzigen oder auch nur den Hauptwerth desselben
bilde; bei dem Staatsschatze sei gegen den Zinsverlust das
durch sein Dasein gewonnene Gefühl größerer Sicherheit
auch in den Friedensjahren ökonomisch fruchtbar. Mit
Grund konnte er weiter hervorheben, daß durch seinen Antrag
auch der Staatsschatz unter die Aussicht der Volksvertretung
gestellt, und insbesondere die Füllung desselben durch Kriegs-
contributionen der Genehmigung des Landtags unterstellt sei.
Bismarck, in Folge der Anstrengungen des Sommers schwer
angegriffen, betheiligte sich an der Debatte nur durch eine
kurze, aber eindringliche Rede, worin er offen und bestimmt
die Vertrauensfrage stellte, und zugleich im Namen der
Regierung das Versprechen gab, daß kein Theil des Credits
zu andern Ausgaben als denen der Kriegsbereitschaft ver-
wandt werden würde. Das Ergebniß war dann die Annahme
des Antrags Michaelis mit 230 gegen 83 Stimmen (ein
Theil der Fortschrittspartei und des linken Centrums, die
Katholiken und die Polen).
Am folgenden Tage gab das Herrenhaus seine ver-
fassungsmäßige Zustimmung. Darauf, am 27. September,
trat eine sechswöchentliche Vertagung des Landtages ein: die
Regierung aber verfügte wenige Tage später die allgemeine
Wehrpflicht nach preußischen Regeln für die annectirten Pro-
vinzen, sowie die Errichtung von drei neuen Armeerorps in