458 Innere Entwicklung.
Kampf in Deutschland der Geist aufrichtiger Versöhnung zur
Herrschaft gelangt, dann dürfen wir hoffen, daß zum Wohle
Europas unsere nationale Idee sich verwirklichen werde. Die
innern Reformen sollten Gegenstand der sorgfältigsten Prü-
fung für die Krone sein.
Es ist unnöthig, den Eindruck, welchen diese Antwort
auf die Kammermehrheit machte, näher zu schildern. Jede
Sylbe derselben stand im Gegensatz zu ihren Würnschen,
trotzdem aber bot keine einen Anlaß zu einer widerlegenden
Erörterung.
Um so lebhafter aber brach in dem benachbarten Baden
die nationale Gesinnung zu Tage: es zeigte sich, wie künstlich
gemacht und ohne Wurzel im Lande von vier Monaten die
durch Edelsheim und dessen geistliche und weltliche Genossen
bewirkte Verhetzung der Truppen gewesen war. Nachdem der
Landtag am 9. October eröffnet worden, und ihm der Minister
von Freydorf den preußischen Friedensvertrag zur Bestäti-
gung vorgelegt hatte, brachte die zur Begutachtung einge-
setzte Commission der zweiten Kammer am 23. den einfachen
Antrag auf Eintritt der süddeutschen Staaten in den nord-
deutschen Bund, unter Vorbehalt der hiemit verträglichen
Selbständigkeit ihrer innern Angelegenheiten. Freydorf nahm
den Anlaß wahr, in der kräftigsten Form den Gedanken eines
Südbundes zurückzuweisen, deutete auf die Hindernisse, welche
dem sofortigen Eintritt in den Nordbund noch entgegen
ständen, und mahnte, nicht unnöthig durch vorzeitiges Drängen
Gefahren heraufzubeschwören. „Ich sage, unnöthig, fuhr er
fort, denn es wird die Zeit kommen, in der, was jetzt mit Gefahr
verbunden ist, sich durch den naturnothwendigen Gang der
Dinge von selbst ergibt. Es liegt in unserer Hand, den