Badens deutsche Gesinnung. 459
Eintritt dieser Zeit zu beschleunigen. Die Zeit der Einigung
Gesammtdeutschlands wird, falls nicht unerwartete Ereignisse
uns zu einem früheren raschen Handeln nöthigen, dann ge-
kommen sein, wenn die süddeutschen Bevölkerungen dunkle,
unbegründete Antipathien abgelegt, und eine klare Erkenntniß
ihres eigenen wahren Vortheils und der Grundbedingung
deutscher Macht und Größe erlangt haben werden.“
Dies war mehr an die Adresse der Württemberger, als
der nächsten Landsleute, welche der Mahnung nicht bedurften,
gerichtet. Die Kammer nahm, unter Ablehnung eines An-
trags auf Verkündung der Reichsverfassung von 1849, den
Commissions-Antrag mit allen gegen eilf Stimmen an.
Vielleicht noch bezeichnender für die Stimmung des Landes
war es, daß auch die erste Kammer auf einen durch Bluntschli
erstatteten Commissionsbericht einen gleichlautenden Antrag
einstimmig genehmigte, und außerdem mit allen gegen drei
Stimmen beschloß, wenn der Eintritt in den norddeutschen
Bund nicht sofort ausführbar sei, möge die Regierung
wenigstens ein Schutz= und Trutzbündniß mit Preußen
schließen, die zur Sicherung des Landes erforderlichen Militär-
verträge mit Preußen einleiten, die Verwandlung des künd-
baren Zollvereins in eine unkündbare und einheitliche Zoll-
vereinigung, eine Gesammtverfassung des Post-, Telegraphen=
und Eisenbahnwesens und ein für Gesammtdeutschland ge-
meinsames Staatsbürgerrecht herbeizuführen suchen.
So schlugen die Wogen des nationalen Einheitsdranges
unaufhörlich von Links und Rechts, von Nord und Süd an
Napoleon's willkürliches Machwerk, an die quer durch Deutsch-
land gelegten Dämme der Mainlinie an. Noch waren die
Südstaaten nicht Bundesglieder, aber bereits nach dem alten