42 Unterwerfung Norddeutschlands.
In Berlin hatte man bisher an keine Annexion außer
Schleswig-Holstein, und noch weniger an den Sturz eines
deutschen Fürstenhauses gedacht. Dem Könige war es ein
persönlicher Kummer, mit so nahe verwandten und befreun-
deten Fürsten, wie den Königen von Hannover und Sachsen,
im Streite zu stehen, und Bismarck drängte schon aus Rück-
sicht auf die fremden Großmächte zu möglichst gemäßigter
und versöhnlicher Politik. Wie er nach dem 15. Juni dem
hessischen Kurfürsten wiederholt das preußische Bündniß an-
geboten hotte, so rieth er auch jetzt zu einer letzten Friedens-
verhandlung mit Georg V. Nachdem man also in der Nacht
auf den 22. Juni dem General Falckenstein die Entsendung
einer Division auf die thüring'sche Bahnlinie anheim gegeben,
telegraphirte Moltke dem Obersten Fabeck den Befehl nach
Gotha, durch einen seiner Officiere die hannover'sche Armee,
da sie vollständig umstellt sei, zur Waffenstreckung aufzu-
sordern. Ganz in diesem Zusammenhang ging dann auch
an Falckenstein den 23. Juni der Befehl zu schleuniger Be-
setzung Eisenachs.
Im hannover'schen Hauptauartier zu Langensalza, wo#
die preußische Aufforderung am 23. überreicht wurde, traf
sie auf günstige Stimmung. «
Man war dort in völlig unklarer Lage, hatte wider-
sprechende Nachrichten über Freund und Feind, und die
Officiere blieben fest in der Ansicht, daß man bei der mangel-
haften Ausrüstung wohl marschiren, aber nicht kämpfen könne,
vielmehr im ersten Gefechte die vorhandene Munition ver-
brauchen würde. Von Waffenstreckung wollte man zwar
nichts wissen, wünschte aber um so mehr, in friedlicher Weise
nach Süddeutschland zu gelangen. Demnach sandte der