48 Unterwersung Norddeutschlands.
so hätten vor dem Weitermarsch nach Süden doch vor allen
Dingen die beiden andern Brigaden nebst der Armeebagage
am 25. Juni nach Eisenach gezogen werden, also einen Marsch
von drei bis vier Meilen zurücklegen müssen. Darüber wäre
der Tag vergangen; der Zug nach Bayern hätte erst am
26. beginnen können, und wie dann die Verhältnisse gestanden
hätten, werden wir sogleich sehen.
Oberst von Osten-Sacken hatte nach Rudorff's drohender
Aufforderung nicht gesäumt, bei seinen Waffengefährten auf
das Dringendste Hülfe zu erbitten. General Beyer war, nach
dem am 23. Juni erhaltenen Befehl, im Marsche von Ot-
mannshausen nach Eisenach, hatte freilich am 24. an Falcken-
stein gemeldet, daß er bei der Erschöpfung seiner hin und her
gehetzten Truppen höchstens mit zwei Bataillonen an diesem
Tage Eisenach erreichen würde: aber nach Osten-Sacken's
Botschaft durfte von Ermüdung keine Rede sein, und schon
am Abend trafen sechs Compagnien in Eisenach, und im
Laufe der Nacht fünf Bataillone in Kreuzburg ein, nur noch
drei Stunden von Eisenach entfernt, und am 25. zum Ein-
greifen in den Kampf bereit. Zugleich hatte aber Osten-Sacken
auch an Göben telegraphirt, der am 24. Vormittags mit
seiner Division in Münden angelangt war. Eingedenk des
königlichen Befehls vom vorigen Tage gab er das Hülfegesuch
sofort an Falckenstein weiter, und meldete, daß er ohne Auf-
enthalt nach Cafsel zu marschiren gedenke, um von dort mit
der Bahn Verstärkung nach Eisenach zu senden!). Dies
wurde mit rastlosem Eifer vollzogen; noch im Dunkel der
!) Wengen's Erörterung S. 768 setzt Göben's Initiative in zu
scharfes Licht. Göben hat nicht daran gedacht, in die Schranken der
Militärhierarchie eine Bresche zu legen.