56 Unterwerfung Norddeutschlands.
Nein, rief der König, Alvensleben hat auf unbestimmte Zeit
geschlossen, und seine beiden Begleiter bestätigten die Angabe.
Nun denn, erklärte darauf Döring, in diesem Falle halte ich
mich berechtigt, den Stillstand zu kündigen, und wenn
Ew. Mojestät bei der Ablehnung der Anträge beharren, so
wird dies geschehen, und der Angriff erfolgen. Ich habe,
schloß der König, Ihnen weiter nichts mitzutheilen, als die
Wiederholung meines Protestes?).
Damit waren die Würfel geworfen, und der offene Kriegs-
stand erneuert. In Berlin erwartete man hierauf stündlich
die Nachricht, daß Falckenstein gleich nach zehn Uhr den An-
griff von allen Seiten eröffnet und damit die Capitulation
der Hannoveraner erzwungen hätte. Man hielt dies für so
sicher, daß Moltke bereits die Instruction Falckenstein's für
die süddeutschen Operationen niederschrieb, und der König den
General mit der provisorischen Verwaltung Kurhessens be-
auftragte, unter der besonderen Bemerkung, sofort eine gewisse
Aufforderung an den Befehlshaber der kurhessischen Truppen
zu erlassen. Allein Falckenstein bewegte sich nach ganz andern
Vorstellungen, als man in Berlin vermuthete. Nachdem ihn
Moltke von dem Angriff auf die Hannoveraner in der Morgen-
frühe abgehalten, hatten sich seine Gedanken vollständig auf
das angebliche Heranrücken der Bayern gesammelt, und als
dann auch die nicht ganz unrichtige Kunde einlief, daß das
1) So Döring's unmittelbar nachher geschriebener Bericht, dessen
Inhalt auch sachlich in jeder Beziehung den Verhältnissen entspricht.
Wenn König Georg im Herbst dem Herrn von Hammerstein geschrieben
hat, Döring selbst habe seinem Antrage die Bemerkung vorausgeschickt,
derselbe sei factisch eigentlich schon erledigt, da Falckenstein zum Angriff
vorrücke, so erklärt sich ein solches Mißverständniß durch die tiefe Er-
regung des Fürsten. Die innere Unmöglichkeit, daß Döring im Beginn
der Unterhandlung so gesprochen, wird keines Bewelses bedürfen.