Neue Eigenwilligkeit Falckenstein's. 57
achte Bundescorps im Vormarsch auf Gießen begriffen sei,
wurde er völlig von der Sorge eingenommen, von den Süd-
deutschen und den Hannoveranern zwischen zwei Feuer ge-
nommen zu werden. So kam er zu dem Entschlusse, nach
beiden Seiten Front zu machen, 18000 Mann unter Göben
und Beyer westlich von Eisenach bei Gerstungen und Berka
gegen die Bayern aufzustellen; für den Kampf gegen die
Hannoveraner aber bestimmte er das auf 15000 zu bringende
Corps Manteuffel, welches von Norden, und das 9000 Mann
zählende Detachement Flies, welches von Süden her den
Feind bedrängen sollte. Da aber Manteuffel, der noch in
Göttingen stand, zwei Tagemärsche bedurfte, um an den Feind
zu gelangen, also vor dem 29. Juni nicht mitwirken konnte,
so sandte Falckenstein an Flies den Befehl, zunächst nicht
anzugreifen, so lange der Feind in Langensalza stehe; wenn er
aber aufbreche, ihm an der Klinge zu bleiben (d. h. ihn nicht
aus den Augen zu verlieren). »
Die Verkehrtheit einer solchen Theilung der Streitkräfte
ist auch für den Laien einleuchtend. Gerade wenn Falcken-
stein zwischen zwei Feuer zu gerathen besorgte, war nichts
dringender, als die eigene Macht zusammen zu halten, um so
durch volle Uberlegenheit den nächsten Gegner zu erdrücken,
ehe der andere heranzukommen vermochte. Hätten die Bayern
damals in der That bei Vacha, vier Meilen von Eisenach
entfernt, gestanden, wie es gemeldet wurde, so hätte Falcken-
stein noch immer zu einer solchen entscheidenden Operation
die Zeit gehabt. Auch war man in Berlin auf das Be-
stimmteste dieser Meinung, und als am Abend des 26. noch
immer keine Nachricht von einem Kampfe Falckenstein's einlief,
und statt dessen der Regierungspräsident von Erfurt (irrig)