Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Lategorischer Befehl des Königs. 59 
blick der Abreise, gegen drei Uhr, erhielt er durch einen von 
Gotha gekommenen Officier die mündliche Meldung, daß 
Flies mit dem hannover'schen Nachtrab bei Langensalza an 
der Unstrut im Gefecht stehe, den Fluß jedoch nicht zu über- 
schreiten gedenke, und zugleich überreichte ihm Oberstlieutenant 
Veith vom großen Generalstab ein an ihn (Veith) gerichtetes 
Telegramm Moltke's, von dessen Inhalt aber Falckenstein, 
wie es scheint, erst während der Fahrt Kenntniß nahm, da 
die wesentlichen Sätze desselben sonst wohl weitere Entschlüsse 
und schnellere Antwort veranlaßt hätten. Dieselben lauteten: 
„Alle Bayern und Reichstruppen jetzt Nebensache, unbedingter 
Wille Sr. Mojestät, daß Hannoveraner sofort angegriffen 
und entwaffnet werden. Wie hat General Falckenstein für 
heute disponirt? Antwort sogleich.“ Der General sandte die 
Antwort am Abend aus Cassel: die Hannoveraner seien nach 
Norden im Marsch, Manteuffel habe Befehl, ihnen dort alle 
Straßen zu verlegen; Flies folge ihnen und habe heute 
Morgen an der Unstrut Gefecht gehabt; hier noch keine Mel- 
dung darüber; Göben und Beyer blieben bei Eisenach; Falcken- 
stein denke, nach Eisenach zurückzukehren, wo die Verhältnisse 
Aufmerksamkeit erfordern; das Telegramm an Veith sei zu 
spät in seine Hände gelangt, und dürfte hienach erledigt sein. 
Wie wir sehen, war der General noch immer in voller Selbst- 
zufriedenheit mit seinen Anordnungen. Aber ein harter Schlag 
sollte ihn aus diesen Illusionen aufstören. Gegen Mitter- 
nacht erhielt er ein Telegramm unmittelbar von König Wil- 
helm selbst: „General Flies wurde, weil er ohne ausreichende 
Unterstützung blieb, durch große Überlegenheit zurückgeworfen 
und steht bei Warza vor Gotha; Ich befehle Ihnen, mit 
allen verfügbaren Streitkräften direct und unverzüglich gegen
	        
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