Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

60 Unterwerfung Norddeutschlands. 
die Hannoveraner vorzugehen, auf Bayern und Süddeutsche ist 
vorerst keine Rücksicht zu nehmen, sondern nach meiner schon 
ausgesprochenen Willensmeinung die vollständige Entwaffnung 
der Hannoveraner zu bewirken. Empfang dieses Befehls so- 
gleich, und getroffene Anordnungen demnächst zu melden.“ 
Dies war bitter für den alten Degen in jeder Hinsicht. 
Früher hatte er sich über unliebsame Befehle trösten mögen, 
daß er, leider, klüger als seine Vorgesetzten sei. Hier aber 
führten ihm die Thatsachen seinen Irrthum schneidend, un- 
widerleglich vor Augen: Göben fand weit und breit keine 
Bayern, und Flies war von den Hannoveranern geschlagen, 
weil, sagte der König, Falckenstein ihn nicht ausreichend 
unterstützt hatte. 
Die militärischen Ereignisse bei Langensalza hatten sich 
folgender Maaßen entwickelt. 
Als am 26. Juni nach Döring's Abreise der ver- 
muthete Angriff der Preußen nicht erfolgte, tauchte im han- 
nover'schen Hauptquartier noch einmal der Gedanke auf, 
selbst die Offensive gegen Gotha zu ergreifen. Allein die 
Generale waren einstimmig, daß die Truppen, welche in den 
letzten drei Nächten niemals ungestörte Ruhe gehabt, bei ihrer 
sehr mangelhaften Verpflegung dazu nicht frisch genug seien. 
Andrerseits war man nicht geneigt, sich weit von hier zu 
entfernen; man hatte am 23. den Archivrath Onno Klopp 
nach Bayern gesandt mit der Meldung, daß man nicht capi- 
tuliren wolle, sondern acht Tage lang auszuhalten gedenke, 
wenn Hülfe in Aussicht stehe. Ein Bericht von Klopp war 
nicht eingelaufen, wohl aber hatte man ebenso wie Falcken- 
stein das Gerücht vernommen, daß die Spitze des bayerischen 
Heeres schon bei Vacha stehe, und man hoffte demnach
	        
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