Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Fünfter Band. (5)

Aufstellung des hannover'schen Heeres. 61 
stündlich, den Geschützdonner der Befreier zu hören. So 
kam man zu dem Beschlusse, sich in der Nähe eine möglichst 
geeignete Defensivstellung auszusuchen, und dort die Ankunft 
der Bayern zu erwarten. Man fand dieselbe nicht weit von 
Langensalza auf einer Hügelreihe hinter der Unstrut, und ließ 
die zur Zeit gegen Gotha vorgeschobenen Truppen am Abend 
dorthin abrücken, wobei dann wieder ein guter Theil der 
Nacht marschirend zugebracht werden mußte. Diese Be- 
wegungen waren es, welche zu der oben erwähnten Meldung 
an Falckenstein, die Feinde zögen nordwärts ab — und zu 
dem Befehle an Flies, ihnen auf den Fersen zu bleiben und 
ihren Nachtrab anzugreifen — den Anlaß gaben. General 
Flies hatte außer diesem Befehl schon vorher eine Abschrift 
des königlichen Telegramms vom 26. erhalten, die Hannove- 
raner coũte que coũte zu entwaffnen, und auch ohne so 
verstärkten Antrieb wäre der alte Husar, trotz seiner grauen 
Haare, jugendfrisch und verwegen genug gewesen, um dem 
Feinde auf den Leib zu gehen, sobald ihm der Angriff nicht 
mehr verboten war. Allerdings konnte er nach Falckenstein's 
Depesche nur annehmen, daß er einem abziehenden Gegner 
zu folgen, und dessen Nachhut zu belästigen habe; immer 
aber blieb sein Vormarsch in völliger Vereinzelung ein keckes 
Unternehmen, da es ihn mit seinen 9000 Mann in den Be- 
reich einer mehr als doppelten Ubermacht führte. 
Gegen acht Uhr Morgens, am 27. Juni, brach er aus 
seinem Biwak auf: kurz vor zehn Uhr fiel der erste Kanonen- 
schuß, und anderthalb Stunden später war der schwache Vor- 
trab des Gegners aus Langensalza verdrängt, über die Unstrut 
zurückgeworfen, und das rechte Ufer des Flusses in preußischem 
Besitz. Es entspann sich nun über das kleine Wasser hinüber ein
	        
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