62 Unterwerfung Norddeutschlands.
lebhaftes Artillerie= und Schützengefecht: General Flies mußte
sich überzeugen, daß er es mit mehr als der Nachhut einer
weichenden Armee zu thun hatte; damals ließ er jene Meldung
abgehen, daß er den Fluß nicht zu überschreiten gedenke. Es
wäre nun Zeit für ihn gewesen, den Kampf abzubrechen;
unglücklicher Weise verursachte ihm gerade jetzt die Sonnen-
gluth solchen Blutandrang nach dem Kopfe, daß er über eine
Stunde lang halb ohnmächtig lag. Die andern Officiere
wagten nicht, ohne Befehl den Rückzug anzutreten; ein Vor-
stoß über die Unstrutbrücke mißlang ihnen, dafür wurde aber
auch der Angriffsversuch einer hannover'schen Brigade tapfer
zurückgewiesen. Indessen konnte General Arentschild die ge-
ringe Stärke des Widersachers nicht länger verkennen, und
ging bald nach ein Uhr mit gesammter Macht zur Offensive
über: im Westen durchschritt die Brigade Bülow das Flüßchen,
und faßte die preußische Stellung bei Langensalza in der
Flanke, im Osten kam die hannover'sche Reiterei herüber und
bedrohte die Rückzugslinie des Gegners, so daß endlich auch
das preußische, mit grimmiger Standhaftigkeit fechtende Cen-
trum sich zum Abmarsch genöthigt sah. Was hier der
Mangel an Führung etwa geschadet hatte, das machte die
Mannschaft durch unerschütterliche Opferwilligkeit wieder gut.
Unter der heißen Junisonne ging der Rückzug von einem
Terrainabschnitt zum andern, unter stetem Kampfe jeder ein-
zelnen Abtheilung durch kurze Offensivstöße, wo es möglich
war, unterbrochen. Nicht bloß die feindlichen Kugeln rissen
Lücken in ihre Reihen; ganze Sectionen brachen durch die
Hitze erschöpft und ohnmächtig zusammen. Ihr Glück war,
daß auch drüben bei den Hannoveranern die Kräfte zu Ende
gingen; bald nach vier Uhr stellte deren Infanterie die Ver-