70 Custozza.
den Widerspruch. Es kam nur darauf an, nicht mit gar zu
großem Ungestüm vorzugehen.
Auf einem solchen Standpunkt war es nun für La Mar-
mora ein verdrießliches Geschäft, mit preußischen Vertretern
die bevorstehende Kriegführung zu erbrtern. Zu Moltke's
Sendung war es nicht gekommen, da seit Mitte April der
General in Berlin unentbehrlich war, und je umfassender sich
bald nachher Preußens Rüstung entwickelte, desto dringender
bedurfte man an Ort und Stelle einen jeden höhern Officier,
welcher zu der Florentiner Unterhandlung befähigt gewesen
wäre. Als jedoch der Beginn des Kampfes näher rückte,
fand Moltke doch gewisse strategische Abreden mit Stalien
wünschenswerth, und entschloß sich, Ende Mai, in Ermange-
lung eines activen Officiers den trefflichen, schon damals
über Deutschlands Grenzen hinaus berühmten Kriegshistoriker
Theodor von Bernhardi zu jenem Zwecke nach Florenz zu
senden. Es handelte sich dabei um folgende Fragen.
Venetien war, wie man weiß, im Norden durch die
Alpen, im Süden großes Theils durch den Po, im Westen
durch einen Nebenfluß desselben, den Mincio, begrenzt. Hinter
beiden Flüssen strömt, aus Tirol heraustretend, die Etsch,
anfangs südwärts, zwei Meilen vom Mincio entfernt, parallel
mit diesem, dann südöstlich und zuletzt nach Osten gewandt,
in derselben Entfernung parallel mit dem Po. Im Norden
des Landes liegen als feste Wächter Peschiera am Mincio
und Verona an der Etsch, im Süden aber Mantua am
Mincio und weiter ostwärts Legnago an der Etsch. Da
Italien damals das Land von Westen wie von Süden her
umschloß, so kam es zur Erwägung, von welcher Seite her
der Hauptangriff zu führen sei, ob von Mailand her nach