106 Luxemburg. 1867
Gesandten, Grafen Perponcher, theilte ihm Napoleon's Be-
gehren und seine Antwort unter der Erklärung mit, daß er
nichts ohne Vorwissen des preußischen Königs thun wolle,
und ersuche ihn, dies Alles seinem Monarchen zu melden.
Perponcher, wie sich versteht, telegraphirte dies auf der Stelle
nach Berlin.
Nach allen bisherigen Verhandlungen stand man hiemit
dicht vor dem Ausbruch des Kriegs. Hundert Mal hatte
Bismarck dem französischen Gesandten erklärt, Preußen könne
der Abtretung Luxemburgs nimmermehr positiv zustimmen,
die öffentliche Meinung Deutschlands erlaube das nicht. Und
ebenso bestimmt hatte Marquis Moustier dem Baron
Lightenfeld gesagt, wenn die Abtretung scheitere, und in
Folge dessen die Preußen in Luxemburg blieben, so sei der
Krieg unvermeidlich, die öffentliche Meinung Frankreichs
zwinge dazu. Jetzt aber hatte, so schien es, der Schritt
des holländischen Königs die Abtretung an jene unmögliche
Bedingung geknüpft. In Holland hatte man sich nach den
preußischen Siegen und Annexionen von 1866 in die un-
geheuerlichsten Vorstellungen von Preußens Ehrsucht und
Habgier eingelebt; man war erfüllt von der Sorge, zur
nächsten Beute des gefräßigen Nachbars bestimmt zu sein,
und wie immer verdunkelte auch hier die Furcht die Un-
befangenheit des Urtheils. In der Angst vor dem Ausbruch
eines furchtbaren Kriegs ergriff man gerade die Maaßregel,
welche die Flamme entzünden mußte.
In Berlin war die Regierung fest in ihrer Haltung.
Gleich am Abend des 27. März wiederholte Bismarck dem
französischen Botschafter: der König von Preußen kann die
Abtretung geschehn lassen, aber nicht zugeben, daß jemand