Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Interpellation Bennigsen. 113 
vertretung, wo die Reste alter Parteien unter altgewordenen 
Führern die Leidenschaften in der Armee und im Vollke 
außzureizen suchten, vielleicht nicht bloß um Eroberungen 
für Frankreich zu machen, sondern auch um der jetzigen 
französischen Regierung Schwierigkeiten zu bereiten. Geben 
wir, rief er, rasch und sicher die richtige Antwort auf solche 
Tendenzen, und wir werden sie im Keime ersticken. Blieben 
wir hier aber unthätig und stumm, welch' ein untilgbarer 
Flecken auf Deutschlands Ehre, welch' ein Stempel undeutscher 
Schwäche auf unserer Politik, wenn in dem Augenblicke der 
Begründung unserer nationalen Einheit nicht das Außerste 
aufgeboten würde, die Abreißung einer deutschen Provinz 
zu verhindern. Wirr suchen den Krieg nicht. Bricht er aus, 
so wird Frankreich die Verantwortung treffen. Die beiden 
Nationen können in Frieden und Freundschaft neben einander 
leben, in gegenseitiger Achtung, in Förderung der gemeinsamen 
Interessen, in Förderung der Gesittung und Cultur in Europa. 
Aber wenn das Ausland uns stören will in unserem Ver- 
fassungswerke, so soll es auf eine geschlossene Nation stoßen, 
die keinen Zweifel darüber lassen wird, daß wie unter uns 
alle Parteien, so auch alle Theile des deutschen Volkes einig 
sind in dem Entschlusse, jede kräftige Politik der Regierungen 
gegen feindselige Versuche der Fremden auf jede Gefahr hin 
zu unterstützen. Ein nicht endenwollender begeisterter Jubel 
des ganzen Hauses begleitete diese Schlußworte des Redners. 
An der Auffassung der Frage durch den Reichstag konnte 
kein Zweifel sein. In der Abtretung Luxemburgs an Frank- 
reich sah er die blutige Verletzung eines nationalen deutschen 
Rechts und drängte die Regierungen, dagegen Verwahrung 
einzulegen und wenn nöthig mit den Waffen einzuschreiten. 
Ssbel, Begründung d. deutschen Reiches. VI.
	        
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