Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

122 Luxemburg. 1867 
täten, daß zur Vertheidigung Luxemburgs alle deutschen Stämme 
sich unter Preußens Führung schaaren würden. Dagegen 
erklärten die preußenfeindlichen Parteien, in patriotischer Hoff- 
nung auf preußische Niederlagen, nicht weniger geräuschvoll 
den Kampf gegen Frankreichs Übergriffe für Preußens hei- 
ligste deutsche Pflicht, wobei natürlich die Südstaaten den 
Bündniffall bestreiten und neutral bleiben würden. Dieser 
doppelten Gährung gegenüber beschloß Bismarck, zunächst 
die erregten Gemüther sich etwas austoben zu lassen und 
keinesfalls vor dem Schlusse des Reichstags in irgend eine 
Verhandlung über Luxemburg einzutreten. 
Indessen begann doch auch in Paris die ungeduldige 
Hitze der ersten Aufwallung allmählich nachzulassen. Je 
stärker man selbst die Empfindlichkeit des französischen Selbst- 
gefühls betont hatte, desto weniger konnte es befremden, 
wenn auch Bismarck auf die öffentliche Meinung Deutschlands 
Gewicht legte. Vielleicht war der vorgeschlagene kurze Auf- 
schub doch ehrlich gemeint, um Frankreich Zeit zu gewähren, 
Hollands Besorgniß wegen preußischer Feindseligkeit zu zer- 
streuen. Man beschloß also zunächst, sich durch keine Reizung 
oder Herausforderung fortreißen zu lassen, und am 6. April. 
ging ein Schreiben an Benedetti ab, sich bei Bismarck über 
den Sinn seiner Rede vom 1. zu erkundigen, deren freund- 
liche Worte doch nicht wohl ohne alle praktische Bedeutung 
sein könnten. Will Preußen zur Befestigung des europäischen 
Friedens beitragen? Wir haben kein anderes Ziel im Auge, 
und denken nicht an eine Einmischung in die inneren Ver- 
hältnisse Deutschlands. Eine unbequeme Interpellation Jules 
Favre's wurde am 8. April auf den Wink der Regierung 
nach einer kurzen Erklärung Moustier's, obgleich Thiers diese
	        
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