1867 Berhandlung zwischen Bayern und Osterreich. 125
Ebenso lehnte jetzt auch Kaiser Alexander von Rußland jede
Einmischung ab. Was Osterreich betraf, so hatte sich da-
mals zwischen ihm und den Höfen von Berlin und München
eine Verhandlung besonderer Art entsponnen. Nach der Ver-
öffentlichung der süddeutschen Schutz= und Trutzbündnisse mit
Preußen hatte Beust eine Depesche nach München gerichtet,
daß er nicht Protest erheben, aber erklären wolle, daß Oster-
reich zu einem Proteste berechtigt sei, da jene Bündnisse
thatsächlich die Unabhängigkeit der süddeutschen Staaten in
einem Grade beschränkten, welcher mit der Bestimmung des
Prager Friedens unvereinbar sei. Darauf hatte der bayerische
Gesandte in Wien Anfang April erläutert, Bayern könne bei
den bloßen Allianzverträgen mit Preußen nicht lange stehn
bleiben, sondern wünsche, den Abschluß eines internationalen
Staatenbundes mit Norddeutschland durch die süddeutschen
Staaten herbeizuführen:!), welcher Staatenbund dann dem
Wiener Cabinet eine völkerrechtliche Allianz vorschlagen sollte.
Beust erwiderte sehr kühl, ein solcher Allianzvorschlag sei
für Osterreich eine einfache Interessenfrage vom höchsten Range,
wo weder Gefühle noch Erinnerungen, sondern nur OÖster-
reichs Sicherheit und etwaige Vortheile in Betracht kämen.
Also für jede Verbindlichkeit vollste Gegenleistung, gegen jede
feindliche Tendenz sehr solide Garantien, dergleichen aber
könne ihm freilich nicht Bayern, sondern nur Preußen gewähren.
Der Münchener Hof beeilte sich darauf, den Ministerialrath
) Beust in seiner Depesche an den österreichischen Gesandten in
München vom 5. April bezeichnet als Hohenlohe's Absicht, seine Com-
binationen mit dem Abschluß des Südbundes zu beginnen. Nach Hohen-
lohe's Erklärungen an die zweite Kammer in München vom 19. Januar
und 8. Oktober muß Beust den bayerischen Gesandten mißverstanden
haben.