176 Verhältniß zum Auslande. 1867
aus dem Lande jagen und das Welfenreich in alter Herrlich-
keit wiederherstellen würde. Eine ansehnliche Zahl junger
Bursche ließ sich verlocken und wartete nun mit Ungeduld
auf den Ruf des Königs, nach Holland überzutreten. In
Hietzing hoffte man, wenn der Sturm erst losginge, würde
man auf 20000 Auswanderer rechnen, und somit dem Kaiser
ein ganz ansehnliches Hülfscorps zuführen können, für welches
man einstweilen rothe Uniformen und Chassepotgewehre in
Bestellung gab. Indessen wuchs in Hannover die Spannung;
die Officiere meldeten, die Leute seien nicht lange mehr zurück
zu halten, und auch das Geheimniß vor den preußischen
Behörden auf die Dauer nicht zu bewahren. Einige Officiere
kamen nach Paris, um sich über den Stand der Sache zu
erkundigen, und erhielten von dem politischen Agenten des
Königs, Regierungsrath Meding, die Versicherung, daß der
Ausbruch des Kriegs ganz nahe sei. Nach ihrer Rückkehr,
Ende April, fragten sie telegraphisch an, ob die politische
Situation noch dieselbe sei, und Meding war so schlecht
unterrichtet oder so unachtsam, daß er bejahend antwortete,
obgleich, wie wir sahn, damals die Conferenz und der Friede
schon so gut wie gesichert war. Darauf gaben in Hannover
die Führer der Verschwörung das Signal, und in den ersten
Tagen des Mai traten ungefähr 700 waffenfähige Mann-
schaften über die Grenze und sammelten sich in Arnheim als
eine welfische Legion ). Acht Tage später war in London
der europäische Friede geschlossen, und nun war in Hietzing
der Schrecken groß, wie bei den beschränkten Geldmitteln des
1) So erzählt den Verlauf Meding selbst, Memoiren III, 190.
Die Legion verstärkte sich nach einigen Wochen durch zahlreiche Flücht-
linge, als die preußische Polizei die Conspiration entdeckt hatte.