Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Französische Mißstimmung gegen Bismarck. 179 
Streben wurde im Grunde von ganz Frankreich gebilligt, 
sein Mißlingen aber als eine Schmach für den französischen 
Namen und als Beweis für die Unfähigkeit der Regierung 
verurtheilt. Daß der Urheber des Unheils kein Anderer als 
Bismarck wäre, verstand sich bereits von selbst. Wer damals 
in Paris wahrheitgemäß erzählt hätte, daß Bismarck, um 
Preußens freundliche Gesinnung zu bethätigen und Frank- 
reichs Aufregung über Sadowa zu beschwichtigen, ernstlich 
die Cession Luxemburgs zugelassen hätte, wäre verhöhnt 
und vielleicht mißhandelt worden. Obgleich Bismarck im 
August 1866 und im Winter auf 1867 mit Benedetti nie 
ein Versprechen ausgetauscht, immer aber sehr bestimmte 
Möglichkeiten besprochen hatte, gab es keinen französischen 
Diplomaten, der ihn nicht wegen seines Verfahrens in der 
Luxemburger Sache eines schnöden Wortbruchs beschuldigt 
hätte. Überhaupt fehlte ihnen für die Natur des gewaltigen 
Mannes, für die seltne Verbindung furchtlosen Voran- 
schreitens mit kühler Berechnung und beherrschender Einsicht 
jedes Verständniß. Wo er ruhig erschien, dachten sie an 
verborgene Arglist, wo er kräftig hervortrat, an leidenschaft- 
lichen Jähzorn. Daß er von den Gefühlen der deutschen 
Nation redete, die er schonen müßte, ebenso wie Napoleon 
die der französischen, machte vollends keinen Eindruck. Wir 
kennen eine badische, hessische, sächsische Nation, hatte einst 
Thiers gesagt, und wollen nicht dulden, daß sie zu einer deut- 
schen unter Preußens Führung verbunden werden. Bismarck 
aber, davon war man überzeugt, wolle diese Einigung von 
Deutschland, habe sie von jeher für seinen Lebenszweck erklärt, 
und werde so bald wie möglich trotz des Widerspruchs der 
Mächte die Ausführung beginnen. Da nun sowohl Frankreich 
12°
	        
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