Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

186 Verhältniß zum Auslande. 1867 
war: Moustier hatte die damals schwankende Politik Preußens 
gerügt und endlich geäußert: ihr werdet damit bei Jena 
anlangen. Bismarck entgegnete auf der Stelle: warum nicht 
bei Leipzig oder bei Waterloo? Moustier, ein leidenschaftlich 
reizbarer Mann, vermied ihn seitdem. Um so eifriger suchte er 
den russischen Minister auf und freute sich an Gortschakoff's 
lebhaftem Entgegenkommen. Dieser pries die hohe Freiheits- 
liebe der Bulgaren, Serben, Griechen; Moustier entdeckte 
dahinter aber in Wahrheit den russischen Wunsch, die bekannte 
Pontus-Clausel des Pariser Friedens zu zerreißen. Leider 
konnte er darauf nur ausweichend erwidern, daß Frankreich 
nicht der einzige Theilnehmer an diesem Vertrage gewesen, 
für sich allein also nichts daran ändern könne. Das Ge- 
spräch ging dann weiter über die deutschen, so wie über 
die orientalischen Angelegenheiten. Über Deutschland sagte 
Moustier: wir bestreiten Preußen nicht das Recht, sich zu 
organisiren und zu befestigen innerhalb der Grenzen, die 
wir in Nikolsburg zugelassen haben, jedenfalls aber können 
wir nicht gleichgültig bleiben bei Bismarcks Anstrengungen, 
diese Grenzen zu überschreiten. Ihr habt Unrecht, entgegnete 
Gortschakoff, Euch solche Dinge in den Kopf zu setzen; ich 
bürge Euch dafür, daß Bismarck entschlossen ist, dem Prager 
Frieden treu zu bleiben; seine Lage ist schwierig, er kann 
sich nicht öffentlich gegen die deutsche Einheit erklären, wünscht 
sie aber nicht, da sie ihm mehr Verlegenheit als Nutzen 
bringen würde; das Zollparlament ist ihm ein Mittel, die 
nationale Partei zu beschwichtigen, sonst hat es keine politische 
Bedeutung. 
Was den Orient betraf, so erklärte Gortschakoff, daß 
Rußland an keine Vergrößerung, sondern nur an die traurige
	        
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