192 Verhältniß zum Auslande. 1867
Unterdessen war man auch in Petersburg gegen Frankreich
mißtrauisch geworden. Gortschakoff klagte über den über-
trieben glänzenden Empfang des Sultans in Paris; Moustier
entgegnete, man habe demselben ganz im russischen Sinne
innere Reformen zu Gunsten der Christen dringend empfohlen.
Wir haben, setzte er hinzu, Euer Streben im Orient unter-
stützt; wir dürfen von Euch gleichen Dienst im Occident
erwarten; wenn es dort eine kretische, so gibt es hier eine
dänische Frage; wenn Ihr in dieser auf Bismarck einwirken
wolltet, so würdet Ihr Euch um Frankreich und den Frieden
Europas sehr verdient machen. Gortschakoff war bereit und
schrieb einen Privatbrief an Bismarck, so freundschaftlich, so
höflich und einschmeichelnd wie möglich, über das Thema,
daß Napoleon den Frieden wolle, aber bei längerem Hin-
schleppen der dänischen Sache eine Uberreizung der öffentlichen
Meinung in Frankreich befürchte, die ihn in grausame Ver-
legenheit setzen könnte. Auch Kaiser Alexander habe keinen
höhern Wunsch, als Erhaltung des Friedens, obgleich viele
Leute glaubten, daß Rußland bei einem Kriege zwischen
Preußen und Frankreich nicht verlieren, sondern nur gewinnen
könne. Was sei zu thun? Er vermeide jedes Wort, was
wie eine Einmischung aussehn könnte. Besser als alle Anderen
wisse Bismarck die Lösung zu finden.
Moustier, dem Gortschakoff eine Abschrift des Briefes
zusandte, war entzückt und schritt nach diesem russischen
Vorspiel unter Napoleon's Beifall zum Werke. Soeben
hatte der dänische Minister dem preußischen eine vertrauliche
Besprechung in Berlin vorgeschlagen, und um dafür die
Wege zu ebnen, schrieb Moustier am 25. Juli eine Depesche
an seinen Geschäftsträger beim preußischen Hofe, Herrn