194 Verhältniß zum Auslande. 1867
Was diese geschichtliche Bemerkung bedeute, sollte Lefebvre
sehr bald erfahren. Der König und Bismarck waren sogleich
entschlossen, diesem ersten Versuche eines französischen Ein-
redens in deutsche Fragen mit solcher Energie entgegen zu
treten, daß die Lust dazu für immer in Paris verginge.
Nach wenigen Tagen brachte die officiöse Presse den Vor-
gang zur Kenntniß der deutschen Nation. Frankreich habe
eine Note über Schleswig eingereicht; es suche sich in Dinge
einzumischen, die seiner Beurtheilung nicht unterliegen; man
werde ihm nicht gestatten, einen Vertrag anzurufen, welchen
es nicht unterzeichnet habe. Diese Polemik fand weit und
breit in Deutschland rauschenden Widerhall; auf allen Seiten
erscholl der Ruf, kein Fremder solle sich unterfangen, Deutsch-
land Vorschriften über deutsche Angelegenheiten geben,
Deutschland über die Clauseln deutscher Verträge belehren
zu wollen. Keinen andern Inhalt hatten die Eröffnungen,
welche Thile dem französischen Geschäftsträger bei ihrem
nächsten Gespräche zu machen beauftragt war.
Moustier war von dem Allen überrascht und befremdet
im höchsten Maaße. Wie? Frankreich sollte es verboten sein,
andern Mächten bei zweifelhaften Fragen guten Rath und
ernste Mahnung zu ertheilen? Wo war denn das Land,
in dessen Beziehungen und Bestrebungen sich Frankreich nicht
eingemischt hätte, sei es nach eigenem Interesse oder nach
überlegener Einsicht? War Frankreichs Präponderanz nicht
eine geschichtliche, durch die Jahrhunderte bekräftigte Thatsache?
Und jetzt wollte ihm das eben empor gekommene Preußen
sogar eine höfliche Meinungsäußerung verbieten? Unerträglich!
Moustier griff zunächst eine diplomatische Formfrage
auf. Alle Welt, schrieb er an Lefebvre, redet in Deutschland