1867 Marquis Moustier gibt nach. 195
von einer französischen Note; wir haben aber gar keine Note
nach Berlin geschickt; fordert die preußische Regierung auf,
diesen Irrthum zu berichtigen. Es geschah. Thile erwiderte:
allerdings keine Note, jedoch eine Depesche habt Ihr mir
zur Lectüre überreicht. Aber, rief Lefebvre, nur vertraulich,
nur privatim, wie ich das ausdrücklich bemerkt habe. Ich
erinnere mich, sagte Thile, keines solchen Vorbehalts.
Der englische Botschafter bemerkte dem französischen
Vertreter, daß auf die Form wenig ankomme. Bismarck
zürne über die Thatsache der Einmischung, welche alle Gegner
Preußens ermuthigt haben würde. Österreich und Rußland
verhielten sich schweigend. Warum hatte auch Napoleon
in Nikolsburg jeden Rechtsanspruch zur Einmischung selbst
weggeworfen? Jetzt konnte er sie nur kraft seiner Waffen-
macht geltend machen. Marschall Niel aber war noch weit
entfernt von der Vollendung seiner Heeresreform.
So beschloß Moustier, um dem Lärm ein Ende zu
machen, bittern Groll im Herzen, nachzugeben. Er verfaßte
eine neue Depesche: wir haben Preußen nicht zur Erklärung
seiner Absichten anhalten, wir haben nur unsere Gedanken
zu seiner Kenntniß bringen wollen; wir bedauern lebhaft,
daß Graf Bismarck die Natur unserer Bemerkungen miß-
verstanden hat. Er möge sich überzeugen, daß wir unter
keinen Umständen uns dem Vorwurf aussetzen würden, die
Empfindlichkeit einer benachbarten Macht zu verletzen.
Der französische Geschichtschreiber, dem wir diese Einzel-
heiten entnehmen, beklagt an dieser Stelle wieder die nervöse
und auffahrende Art, womit Bismarck eine ganz vertrauliche
Mittheilung zu einem Ereigniß aufbausche, großen Zeitungs-
lärm veranlasse und damit den Frieden Europas gefährde.
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