214 Die neuen Zollvereinsverträge. 1867
deutschen Bundes würde. Jedoch, denke man darüber wie
man wolle, schlechthin entscheidend gegen den Antrag sei die
Thatsache, daß Bismarck im Reichstag das Einspruchsrecht
Osterreichs anerkannt), sich aber über Osterreichs Auffassung
zur Sache gründlich getäuscht habe. Osterreich würde dem
Gesammteintritt Hessens keineswegs zustimmen, sondern darin
eine formelle Verletzung des Prager Friedens sehen, und eine
solche dem Grafen Bismarck zuzumuthen, sei, wie auf der
Hand liege, für die hessische Regierung unmöglich.
Die Kammer aber war trotz alledem anderer Meinung.
Unter Verwerfung eines Gegenantrags, die Regierung zu
bitten, daß sie für den Abschluß eines Südbundes wirken
möge, nahm sie den Antrag Goldmann ebenfalls mit großer
Mehrheit an. Dalwigk hatte dann noch die Genugthuung,
daß die erste Kammer, Standesherrn, Universität, Prälaten,
zwar die drei Regierungsvorlagen nothgedrungen genehmigte,
daß die Mitglieder aber, theils nach großdeutscher, theils nach
klerikaler Gesinnung, wetteifernd Zorn und Schmerz über
diese Documente ergossen und vollends den Antrag Gold-
mann mit allen gegen eine Stimme in hoher Entrüstung
zurückstießen: Wie viel lieber, rief ein Fürst Meenburg,
stimmte ich für die Auflösung dieses Bundes als für den
Eintritt in denselben. Niemals, seufzte der gelehrte Kanzler
Birnbaum, war Deutschland so zerrissen wie jetzt. Ich kann,
erklärte der Vertreter des streitbaren Bischofs Kettler von
Mainz, über diese Bundesverfassung, welche dem Militarismus
huldigt, die politische Freiheit vernichtet und Osterreich aus
1) Dies war übertrieben; Bismarck hatte nur gesagt, er würde
es für zweckmäßig halten, sich mit Wien über die Auslegung des Prager
Friedens zu verständigen.