1867 Denkschrift Suckow's. Ministerwechsel. 217
an die Spitze zu berufen, und die besten Officiere zur Er-
lernung des Dienstes nach Preußen zu commandiren, Alles
zum Ziele des nationalen Bundes mit Preußen.
Der König las, rief zuweilen seinem Adjutanten Herrn
von Spitzemberg zu, es sei doch stark, daß er sich solche Sachen
von einem Unterthan sagen lassen solle, fügte aber jedes Mal
gleich hinzu, er müsse eigentlich doch froh sein, jemand zu
haben, der ihm die Wahrheit so furchtlos sage. Er sprach
dies auch gegen Suckow selbst aus und verlieh ihm seinen
Kronenorden. Dies ermuthigte Suckow, im November 1866
dem Könige eine neue Studie über die Einführung der all-
gemeinen Wehrpflicht zu überreichen und in dem Begzleit-
schreiben zugleich die Ersetzung Hardegg's durch den damals
in Frankfurt befindlichen tüchtigen und conservativen Obersten
von Wagner anheim zu geben. Als dann im December
Hardegg einen Wehrentwurf auf Grundlage des Milizsystems
ausarbeiten ließ (sechs Jahre Dienstzeit, in jedem Jahre zwei
Monate Präsenz unter der Fahne), forderte der König wieder
von Suckow ein Gutachten darüber; wie dies ausfiel, ist
nicht nöthig zu sagen. Indessen auch Hardegg hatte einfluß-
reiche Gönner, und die übrigen Minister fürchteten den Zorn
der Kammermehrheit; der König schien bereits sich gefügt zu
haben, als er sich im April 1867 plötzlich aufraffte, durch
ein Immediatschreiben den Obersten von Wagner nach Stutt-
gart berief, ihn am 27. April zum Chef des Kriegsdeparte-
ments und zum Generalmajor ernannte, und ihm den eben-
falls beförderten Suckow zum Adjutanten und Chef des
Generalstabs gab.
1) Bei der Bundes-Liquidationscommission.