Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Reichstagswahlen. 239 
präsidenten vereinigten sich Liberale und. Conservative auf 
den freiconservativen Herzog von Ujest mit 158 gegen 
27 Stimmen der Fortschrittspartei für Löwe (Calbe). Zweiter 
Vicepräsident wurde Bennigsen mit 99 liberalen gegen 
44 conservative und 29 fortschrittliche Stimmen. 
Die Fortschrittspartei hatte also bei den letzten Wahlen wenig 
gewonnen. Um so fester war ihr Entschluß, jedem Widersacher 
bei jeder Gelegenheit ihre radicale Kritik fühlbar zu machen. 
Dem Hause lagen zwei Anträge auf Erlaß einer Adresse 
als Antwort auf die Thronrede vor, ein nationalliberaler 
von Miquel und Genossen, ein anderer des Grafen Stolberg 
im Namen der conservativen Partei, beide ziemlich gleiches 
Inhalts und eigentlich nur verschieden in der Ausdrucksweise. 
Es bezeichnete die vorherrschende Stimmung, auf dem Boden 
der einmal angenommenen Verfassung so einig und so rasch 
wie möglich vorzugehn, daß ohne große Mühe ein Ausschuß 
der Nationalliberalen, Conservativen und Freiconservativen 
aus den beiden Entwürfen einen dritten gemeinsamen heraus- 
arbeitete, der also, wenn die Regierung ihm nicht widersprach, 
einer großen Mehrheit sicher war. 
Neben der Erklärung der Dankbarkeit für das bisher im 
nationalen Sinne Erreichte war darin der Hauptpunkt eine 
kräftige Zustimmung zu dem Rundschreiben vom 7. September; 
wir werden, hieß es, jedem Wunsche der Südstaaten zu 
nationaler Verbindung mit dem Norden freudig entgegen- 
kommen; erst mit ihrem Eintritt in den norddeutschen Bund 
wird das große nationale Werk vollendet sein. Der Prager 
Friede, sagte am 24. September der Berichterstatter Planck, ist 
dagegen kein Hinderniß: er spricht Osterreichs Zustimmung 
zu einer künftigen Neugestaltung Deutschlands (des ganzen,
	        
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