1866 Militärverschwörung gegen Preußen. 15
zünftigen Handwerkern graute es vor der preußischen Gewerbe-
freiheit, den wohlhabenden Bauern vor der allgemeinen Dienst-
pflicht, aller Welt vor den höhern preußischen Steuern. Endlich
trug hier auch die Mehrheit der Geistlichkeit beider Confessionen
laut ihre Opposition gegen Preußen zur Schau, die Einen
nach dem üblichen ultramontanen Eifer, die Andern in dem
Fanatismus lutherischer Rechtgläubigkeit gegenüber der, wie
sie sagten, bekenntnißlosen preußischen Union.
Indessen würde dies Alles zu keiner Störung der öffent-
lichen Ordnung geführt haben, wären hier nicht zwei besondere
Umstände hinzu getreten, die Aufrufe des vertriebenen Königs
und die Stimmung der nach Langensalza aufgelösten han-
noverschen Regimenter. Zwar die höhern Officiere hatten
zum größten Theil das kriegerische Verfahren ihres Königs
für aussichtslos und folglich für sinnlos gehalten, und die
Mehrheit der Ubrigen hatte geringe Neigung, ihr Lebens-
schicksal weiter an eine verlorene Sache zu knüpfen: immer
aber blieb eine ansehnliche Gruppe nach ihrer Auffassung von
Ehrenpflicht und Patriotismus fest in dem Entschlusse, bei
ihrem Könige auszuharren und dessen Sache unter allen Um-
ständen und mit allen Mitteln gegen den fremden Unter-
drücker zu verfechten. Für die Erreichung dieses Vorsatzes
fanden sie bereitwilliges Material bei den in die Heimath
entlassenen Soldaten und den von diesen beeinflußten bäuer-
lichen Kreisen. Die wackern Kriegsleute waren erfüllt von
dem stolzen Bewußtsein, die sonst überall siegreichen Preußen
geschlagen zu haben, und so konnte nur ein schwarzer Ver-
rath die Ursache der gleich darauf erfolgten Waffenstreckung
gewesen sein. Sie knirschten vor Wuth bei diesen Erinner-
ungen und verbreiteten ihre Anschauung bei Vettern, Freunden