258 Ratification der Zollvereinsverträge. 1867
haben das eherne Lohngesetz bewiesen, nach welchem die
Concurrenz den Lohn des Arbeiters niemals über das
Minimum der Kosten seiner Existenz emporsteigen lasse:
daran könne so wenig, wie an irgend einem Naturgesetz, die
Coalitionsfreiheit etwas ändern. Helfen könne den Arbeitern
nur die Einrichtung von Productiv-Associationen, wobei eine
Genossenschaft von Arbeitern selbst die Leitung und das
Risico des Geschäfts übernähme, der Staat aber das erforder-
liche Gründungscapital dazu liefere.
Es ist verwunderlich, mit welcher Sicherheit damals
das Evangelium vom ehernen Lohngesetz verkündet wurde,
obgleich schon in jener Zeit einleuchtend sein mußte, daß die
Concurrenz, die Voraussetzung des angeblichen Gesetzes, in
jedem Augenblick durch Vereinigung der Concurrenten auf-
gehoben werden kann. Bekanntlich hat dann auch neuerlich
die socialistische Partei das eherne Lohngesetz officiell zum
alten Eisen geworfen, da ihre Arbeiter selbst dessen vernichtende
Widerlegung lieferten, indem sie alljährlich Tausende und
Hunderttausende für ihre Parteizwecke zu ersparen vermochten.
Die Rentabilität der Productiv-Associationen in ihren ver-
schiedenen Formen ist heute noch eine offene Frage: uns
interessirt an dieser Stelle besonders die Erklärung, mit der
Lasker die von Lassalle und Wagener geforderte Staatshülfe
zu deren Errichtung ablehnte.
Nachdem er die Coalitionsfreiheit nach denselben Gesichts-
punkten wie Becker (Dortmund) gefordert, wandte er sich
gegen die angebliche Todfeindschaft zwischen Capital und
Arbeit, welche mit wachsender Bildung und deshalb auch
mit wachsender Freiheit der Arbeiter mehr und mehr ver-
schwinden würde. Der Antrag wolle also den Arbeitern