266 Ratification der Zollvereinsverträge. 1867
sie viel mehr in den Süden ausführen als der Süden nach
Preußen, und folglich auf die Dauer unsere Production zu
Grunde richten. Deshalb könne Preußen den Zollverein
auch viel weniger entbehren als der Süden; wenn Württem-
berg die Verträge energisch zurückstoße, werde Preußen
demüthig günstigere anbieten und allen Staaten das liberum
Veto wieder zubilligen. Die Schilderung des despotischen
Druckes, der auf Preußen laste, übernimmt er aus den
Zeitungen und Kammerreden der preußischen Fortschritts-
partei; daß aber eine solche, und neben ihr zahlreiche Schutz-
zöllner, auch im Zollparlament existiren werden, hat er völlig
vergessen. Er selbst hat in dem gesegneten Württemberg
sein Lebenlang gegen die Regierung und die halb feudale,
meist servile, immer aber ohnmächtige Kammermehrheit geeifert;
er erkennt an, daß manche Mitglieder der jetzigen Preußen-
freunde ihm in diesen innern Händeln tapfer beigestanden
haben; in der jetzigen Krisis aber ist das Alles ausgelöscht;
mit bitterem Hohne ruft er ihnen zu: wenn Euch die Branden-
burger Sandbüchse so wohlgefällt, so wandert doch aus
dahin und laßt uns in unserem Elend allein. ·
Zur Zeit war in Württemberg der Landtag nicht ver-
sammelt, die amtliche Vorlage der Verträge erfolgte also
am 16. September an den zwischen den Sessionen bestehen-
den ständischen Ausschuß. Dieser beschloß einstimmig, daß
für die Annahme der Verträge die bei Verfassungsänderungen
nöthige Zweidrittel-Mehrheit erforderlich sei, über die Frage
aber, ob die Annahme den Ständen zu empfehlen sei, spaltete
sich der Ausschuß mit vier gegen vier Stimmen. Auf der
einen Seite entwickelte Mohl die Gewißheit, daß nach der
vorgeschlagenen Verfassung des neuen Zollvereins die süd-