274 Ratification der Zollvereinsverträge. 1867
noch im Süden acceptiren. Ihr Münchener Hauptorgan,
der Volksbote, strebt offen zu einer Annäherung an Frankreich
hin. Die bayerischen Reichsräthe fordern laut die Verwerfung
der Verträge. Wie Mallinckrodt diesen unsern Gegnern,
wollen wir unsern Freunden im Süden zu Hülfe kommen.
Wenn Mohl geklagt hatte, daß durch die neue Salz-
steuer der Süden benachtheiligt werde, so erhielt er hier die-
Antwort. In den Zollsachen, sagte Miquel, hat der Norden
dem Süden stets das höchste Entgegenkommen gezeigt: durch.
die Vertheilung der Erträge nach der Kopfzahl der Einwohner-
hat der Süden ein thatsächliches Präcipuum von drei Millionen
jährlich, das er mit dem Austritt aus dem Zollverein einbüßte.
Mallinckrodt rügt, es bestehe keine rechtliche Verbindung.
zwischen Zollverein und Kriegsbündniß. Ganz recht, eben
deshalb soll unser Antrag sie schaffen. Wir wollen keine-
Gemeinschaft, wo der Genosse uns erklärte, er wolle ihre-
Vortheile genießen, aber ihre Gefahren nicht mittragen.
Der letzte Theil unseres Antrags soll vor Allem Baden
die ausdrückliche Sicherheit geben, daß, wenn die beiden
Königreiche die nationale Fahne verließen, dies kein Grund.
wäre, Baden zurückzuweisen.
Jetzt erklärte auch Bismarck die Stellung der verbündeten
Regierungen. Leider sei nach den Telegrammen von heute-
früh die Verwerfung der Verträge durch die bayerischen
Reichsräthe höchst wahrscheinlich: für diesen Fall stehe er-
nicht an zu erklären, daß der Antrag Braun die Anschau-
ungen des Bundesraths vollständig ausdrücke. Es liege-
hierin keine Drohung gegen die Süddeutschen; es sei nur
die Wahrung der Freiheit der Entschließungen, die man den
süddeutschen Brüdern nie verkümmert habe.