276 Ratification der Zollvereinsverträge. 1867
führten, tobte in ihrer Heimath der populäre Ansturm auf
den hohen Reichsrath fort; alle Welt war sicher, daß die
Commissare mit leeren Händen zurückkommen würden; die
Energie der Bewegung für den Zollverein wuchs stündlich,
und gleich nach der Rückkehr der Commissare beschloß die
zweite Kammer mit allen gegen zwölf Stimmen die Ablehnung
des Zusatzes Löwenstein. Was wollten die hohen Herrn
beginnen? Die Unterwerfung war unvermeidlich: zuerst ihr
Ausschuß mit 8 Stimmen gegen eine, dann am 31. October
die Kammer selbst mit 35 gegen 13 Stimmen vollzog die
unbedingte Genehmigung der Verträge.
Endlich in Württemberg, wo der Landtag erst am
18. October zusammengetreten war, hatten die Dinge einen
ähnlichen Verlauf. Trotz alles Zeitungslärms erhob sich,
je näher die praktische Entscheidung über den Zollverein
rückte, die öffentliche Meinung, wenn auch nicht so einmüthig
wie in Bayern, jedoch völlig überwiegend für den Zollverein.
Größere und kleinere Volksversammlungen, theils für, theils
gegen, folgten sich in allen Theilen des Landes; sämmtliche
Handelskammern und die städtischen Behörden der Residenz
forderten die Genehmigung der Verträge, und, was bei der
Abhängigkeit zahlreicher Volksvertreter von der Regierung
sehr wichtig war, König Karl sprach sich bei mehreren Anlässen
öffentlich mit großem Nachdruck für die Annahme des Schutz-
und Trutzbündnisses und des Zollvereins aus. Zuerst stand
das Bündniß am 29. October auf der Tagesordnung der
zweiten Kammer. Es hatte unverkennbar zahlreichere Gegner
als der Zollverein, die auch trotz des Berliner Beschlusses
vom 26. fest auf ihrem Sinne blieben. Varnbüler, der als
Urheber des Bündnisses, wie wir sahn, auf das Wüthendste