288 Preußische innere Politik. Anfang 1868. 1867
lage befand, hatte Anfangs geringe Neigung, mit dem bitter
gehaßten Feinde zu verhandeln, und lehnte vor Allem den
begehrten Verzicht auf die Krone höchst entschieden ab. Bis-
marck ließ sich dies nicht besonders anfechten. Bei dem
Spiel um eine Krone pflegt nach alter Erfahrung der nach
legitimistischen Begriffen unerlaubte und deshalb nichtige Ver-
zicht genau so lange in Kraft zu bleiben, als der Prätendent
keine Mittel hat, den Thron zurück zu gewinnen. Sobald
sich eine günstige Aussicht zeigt, fliegt der Verzicht in alle
Winde. Weshalb also sollte Preußen auf eine so leere
Formalität Gewicht legen? Bismarck ließ demnach den Ar-
tikel fallen, und im Mai 1869 kam die Unterhandlung über
das Hausvermögen unter stetem Beirath des englischen Ge-
sandten in Fluß.
Bismarck hatte die Abfindungssumme so äußerst freigebig
beinahe auf das Doppelte der frühern Einkünfte des Königs
aus gutem Grunde bemessen. Er hatte bei der Verhandlung
mit England die Königin Victoria über die Höhe der Ab-
findung zu Rathe gezogen, und sie hatte geantwortet, der
König würde, um in England als Royal duke zu leben, ein
jährliches Einkommen von 100000 Pfund Sterl. bedürfen,
worauf dann Bismarck die Summe auf 700000 Thaler ab-
rundete. Als dann Bismarck die Weigerung des Königs er-
wähnte, auf die Krone zu verzichten, erklärte die Königin,
das sei ganz gleichgültig. Wenn Georg das Geld nehme,
sei er durch Ehrenpflicht gebunden (bound in honour), fortan
keine Störungen des seit 1866 bestehenden Zustandes zu
unternehmen.
Aber völlig davon verschieden war die Denkweise des
Königs Georg. Für ihn war es nicht bloß die strengste