Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

20 Vorbereitung des Reichstags. 1866 
in der mannichfaltigsten Weise. Wohl fühlte man sich stark 
genug, die verschiedenen Elemente zusammen zu halten, aber 
von einem Beginne des Zusammenwachsens hatten die sechs 
Monate der Herrschaft nur spärliche Spuren gebracht. Die 
Freunde Preußens verhielten sich ruhig, die Gegner lärmten 
in allen Gassen, daß das Getöse durch ganz Europa erscholl 
und namentlich in Paris und Wien schadenfrohe Zweifel an 
der Solidität der jungen preußischen Größe hervorrief. Stand 
doch auch im preußischen Altlande nicht Alles so, wie die 
Regierung es wünschen mußte. Was die Parteien des Land- 
tags betrifft, der am 12. November seine Sitzungen wieder 
eröffnete, so hatte sich innerhalb der alten Majorität der 
Bruch zwischen den nationalen und den radicalen Elementen 
unwiderruflich vollzogen und am 27. September zu der 
öffentlichen Constituirung der nationalliberalen Partei geführt, 
mit dem Programm, die deutsche Politik der Regierung auch 
mit schweren Opfern zu unterstützen, im Innern aber die 
liberalen Grundsätze mit unbedingtem Nachdruck durchzuführen. 
Daß im Ganzen und Großen auch hier eine neue Zeit an- 
gebrochen war, zeigte sich, als die Regierung eine Vorlage 
einbrachte, welche die Bewilligung von 1 1½ Million zur Ver- 
theilung an die im letzten Kriege wirksamsten Generale als 
Nationaldank begehrte. Die Commission, die den Antrag 
berieth, fügte darauf einstimmig den Ministerpräsidenten 
Grafen Bismarck hinzu, und als die Fortschrittspartei da- 
gegen die Forderung erhob, Bismarck und Roon, die 
alten Feinde des Verfassungsrechts, von der Dotation aus- 
zuschließen, nahm das Haus ohne weitere Debatte den 
Commissionsantrag mit 219 gegen 81 Stimmen an. Im 
Einzelnen aber nahmen die Reibungen kein Ende. Vielfach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.