312 Preußische innere Politik. Anfang 1868. 1868
und die protestantische Bevölkerung durchgängig national
gewählt hatte.#1)
In dem Wahlkampfe wurde, wie sich versteht, ein Weniges
auch von Zöllen und Steuern gesprochen, aber der Brenn-
punkt der Verhandlungen war und blieb aller Orten die
Frage der nationalen Einheit, bei der damaligen Lage also
die Erweiterung des Zollparlaments zum Vollparlament oder
der Eintritt Bayerns in den norddeutschen Bund, der von
der Fortschrittspartei lebhaft begehrt, von der klerikalen heftig
zurückgestoßen wurde. Bei den Volksmassen hatte die letztere
ganz entschieden die Oberhand. Wir sind, hieß es, viel echtere
Deutsche als die Preußen; deshalb wollen wir freie Bayern
bleiben.
Noch entschiedener war endlich in Württemberg die
Niederlage der nationalen oder, wie sie dort kurzweg genannt
wurde, der preußischen Partei, der schwäbischen Preußen, die
noch schlimmer seien als die preußischen. Auch dort traten vom
ersten Tage des Streits die wirthschaftlichen Fragen vor der
politischen in den Hintergrund. Wir sahn, wie gleich nach
der Ratification des Zollvereins das Ministerium erklärte:
Württemberg hält den Wehrbund und den Zollbund, damit ist
es aber auch genug. Dagegen erhob sich auf der Stelle die
nationale Partei: der Zollverein sei gut und schön, aber sein
höchster Werth bestehe darin, daß sein Parlament die Brücke
zu der vollen Einheit Deutschlands, zu dem Eintritt Württem-
bergs in den Nordbund bilden könne und bilden müsse. Um
die Nothwendigkeit dieses Schrittes darzulegen, ergingen ihre
Organe sich in bitterer Kritik der vorhandenen Zustände in
Württemberg, wo das Schreiberregiment allmächtig, die
Schultheß, Geschichtskalender 1868, S. 141.