Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

328 Italienische und spanische Wirren. 1867 
endgültig zu regeln. Acht Tage später eröffnete Napoleon 
die Sitzung der Kammern mit einer Thronrede, worin er 
die zum Schaden von Industrie und Verkehr überall herrschen- 
den Besorgnisse beklagte: trotz Frankreichs friedlicher Haltung 
habe man den Glauben verbreitet, daß jede Umänderung der 
innern Einrichtungen Deutschlands eine Ursache des Conflicts 
sein müsse. Mit größtem Nachdruck erklärte er: dieser Zustand 
der Ungewißheit darf nicht länger dauern; man muß die 
jenseits des Rheins eingetretenen Anderungen offen annehmen, 
und gegen den Willen der Bevölkerungen sich nicht einmischen. 
Dies hätte nun freilich beruhigend gewirkt, wäre nicht sofort 
der Zusatz gefolgt, der Alles wieder ungewiß machte: „so 
lange unsere Interessen und unsere Würde dadurch nicht 
bedroht sind“. Nach einem Blicke rückwärts auf die Welt- 
ausstellung und vorwärts auf das eingebrachte neue Armee- 
gesetz wandte sich der Kaiser zu den römischen Wirren, wo 
Frankreich ohne Gefährdung der italienischen Einheit und 
Unabhängigkeit kraft des Septembervertrags die revolutionären 
Umtriebe niedergeworfen habe. Jetzt sei die Ordnung her- 
gestellt, und man könne den nahen Zeitpunkt der Heimkehr 
der Truppen berechnen. Da die Beziehungen Italiens zum 
heiligen Stuhle ganz Europa interessiren, habe man den 
Mächten den Vorschlag einer Conferenz zur Regelung der 
Frage gemacht. 
Diese Einladung nöthigte dann auch Norddeutschland, 
in der Angelegenheit bestimmte Stellung zu nehmen. 
Es war nicht das erste Mal, daß eine ähnliche Auf- 
forderung aus Paris nach Berlin gelangte. Gleich im 
December 1866, nach Bismarck's Rückkehr aus Putbus, war 
ihm die Frage vorgelegt worden, ob Preußen sich an einem
	        
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