1868 Spanische Revolution. 343
abtheilung bei Alcolea an der Brücke über den Guadalquivir;
darauf verkündeten Madrid, Barcelona und Saragossa ihren
Beitritt zur Revolution, ohne irgend welchen Widerstand zu
erfahren, und am 30. entfloh die Königin aus San Sebastian
über die französische Grenze. Der gegen Italien gerichtete
Plan war damit in die Luft gesprengt.
Wie üblich, verkündeten die Pariser Zeitungen, der
allgegenwärtige Unheilstifter Bismarck habe auch hier die
Hand im Spiele gehabt und die rebellischen Generale für
ihr Verbrechen bezahlt. Von dem Schatten eines Beweises
war keine Rede, und die amtliche Widerlegung folgte in
Berlin auf der Stelle!). Dennoch blieb in Frankreich, wie
wir sehn werden, der Argwohn in den Gemüthern haften.
Dazu kam, daß sich im fernen Osten neue Gefahren
für die Ruhe Europas entwickelt hatten, die zum Theile
demselben großen Unruhstifter von aller Welt zur Last
geschrieben wurden. So erhitzte sich die Stimmung gegen
Preußen in Paris mehr und mehr; niemand wagte voraus-
zusagen, ob das Jahr 1868 in gedeihlichem Frieden oder
mit einem gewaltigen Kriegsbrande abschließen würde.
1) Rothan, im damaligen Frankreich einer der unterrichtetsten und
vergleichsweise unbefangensten Beurtheiler deutscher Dinge, ist doch auch
nicht frei von dieser Liebhaberei, überall den Schatten des gefürchteten
Ministers zu sehn. Dessen Mitschuld an der spanischen Revolution
dünkt ihm erwiesen durch die Anekdote, daß eine befreundete Dame
die Gräfin Bismarck besucht, und während ihrer Anwesenheit der
Kanzler, ein Zeitungsblatt in der Hand, eintritt und den Damen
freudig erzählt: endlich ist diese Isabella gestürzt. Er hat sich über
ihren Sturz gefreut, folglich hat er ihn bewirkt. Der Schluß wäre
jedenfalls gewagt: leider ist aber die ganze Anekdote ohne thatsächlichen.
Grund, sondern aus freier Phantasie erfunden.