368 Deutsche und orientalische Frage. 1868
bei diesem durch einen Privatbrief des Kaisers Franz beglaubigt
wurde. Er sprach den etwas leidenden Iniperator in Fon-
tainebleau und fand ihn beunruhigt durch den Gang der
deutschen Dinge. Wie steht Ihr zu Preußen? fragte er
den Grafen. Wie immer, antwortete dieser; wir stehn auf
dem Prager Frieden und verwahren uns gegen weitere
Fortschritte Preußens in Süddeutschland. Auf eine Frage
Napoleon's, wie man in Deutschland über einen französisch-
preußischen Krieg denke, erwiderte er, man halte ihn dort
für kaum vermeidlich; er bitte jedoch, ihn nicht als ein leichtes
Werk anzusehn; es würde ein furchtbarer Nationalkampf,
und die Südstaaten in denselben fortgerissen werden, ein
Kampf, bei dem für Frankreich der Besitz von Elsaß-Lothringen
auf dem Spiele stehn würde:).
Welchen Eindruck diese Worte auf Napoleon gemacht
haben, muß dahingestellt bleiben: jedenfalls fand er gegen-
über den deutschen und rumänischen Vorgängen ein völliges
Schweigen nicht mehr rathsam, und im Juli ließ er durch
Metternich dem österreichischen Cabinet den Vorschlag über-
mitteln: Osterreich und Frankreich sollten gemeinsam eine
Interpellation an Preußen richten wegen des neuerlich stärker
hervortretenden Strebens, die Mainlinie zu überschreiten.
Das konnte als ein Versuch zur Aufklärung im Interesse
des Friedens gedacht sein; sehr möglich aber war auch dann
eine so scharfe Abweisung der Frage durch Bismarck, daß
dadurch der offene Bruch sofort herbeigeführt würde. Beust
entschied sich also zur Ablehnung des Antrags; er legte dar,
eine solche französische Einmischung würde das beste Mittel
sein, der Überschreitung der Mainlinie in Deutschland neue
1) Aus ungedruckten Memoiren.