IV.
Spanien.
Anf. Januar. (Revolutionäre Bewegung.) Aus dem
Militärgefängnis San Franzisko zu Madrid entfliehen mit 2 Auf-
sehern 7 wegen des September-Aufstandes (Gesch. Kal. 1886. IX, 19.)
in Haft gehaltene Sergeanten. Auch sonst macht sich im Heere ein
Weiterlodern des revolutionären Geistes bemerkbar; verschiedene
Desertionen verdächtiger Unteroffiziere werden gemeldet. In den
Arsenalen zu Karthagena, Ferrol und San Fernando werden be-
sondere Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Anf. Januar. Marschall Martinez Kampos wird zum
Generalkapitän von Madrid, General Pavia zum Gouverneur von
Portoriko ernannt. Der republikanisch gefinnte General Karmena
wird nach den Kanarischen Inseln verbannt.
Anf. Januar. Parteibildung.
Die konservativen Dissidenten vereinigen sich mit der dynastischen
Linken zu einer neuen Partei unter dem Namen „Nationalpartei". Das
Programm fordert: Verfassungsreform durch die konstituierenden Kortes mit
Vorbehalt eines Vetos für die Krone und aller Prärogative der gegenwär-
tigen Verfassung; allgemeines Stimmrecht mit gewissen Einschränkungen,
Zivil-Ehe, Geschwornengerichte, Proklamierung der Menschenrechte. Partei-
führer sind Lopez Dominguez und Romero Robledo.
16. Januar. In der Versammlung der Regierungspartei ent-
wickelt Ministerpräsident Sagasta sein Programm.
Er ermahnt die Volksvertreter, in der neuen Tagung die zeitrauben-
den politischen Redekämpfe nach Möglichkeit zu vermeiden, damit die liberale
Regierung endlich einmal thatsächliche Ergebnisse, wie sie in ihren Finanz-,
Verwaltungs= und Militärvorlagen und in den Gesetzentwürfen über die
Schwurgerichte und die Zivilehe der Verwirklichung harrten, aufzuweisen habe.
Anfang März. (Marokko.) Nachrichten von einer bedroh-
lichen Thätigkeit der französischen Agenten in Marokko rufen große
Beunruhigung in Spanien hervor. Die franzößische Regierung stellt
die Absicht einer Annexion in Abrede und erklärt, nur die Ruhe