36 Vorbereitung des Reichstags. 1867
Socialdemokrat, August Bebel, endlich zwölf Polen und zwei
Dänen. Höchst erfreulich für die preußische Regierung waren
die Wahlen in Hessen und Nassau ganz überwiegend im
nationalen Sinne ausgefallen; ja selbst in Hannover hatten
zu großer Überraschung nach allen welfischen Demonstrationen
nur 129000 Wähler particularistisch, 144000 national
gestimmt. .
Unter diesen Umständen lag die Entscheidung überall in
der Hand der auch in Altpreußen herangewachsenen und durch
große Contingente der verbündeten Länder bis auf 79 Mit-
glieder verstärkten nationalliberalen Partei. Sie war ent-
schlossen, das Verfassungswerk zu sicherem Abschluß hindurch
zu führen, den Verfassungsentwurf der Regierungen zunächst
als Grundlage der Berathungen anzunehmen, mit dem Vor-
behalte jedoch, die parlamentarischen und Freiheitsrechte, die
sie in dem Entwurfe keineswegs in ausreichendem Maaße
anerkannt fand, überall nach liberalen Grundsätzen auch gegen
Bismarck's Widerspruch festzustellen. So war eine erfolg-
reiche, aber auch eine bewegte Session zu erwarten.
Immer aber waren mit allen diesen innern Momenten,
Stimmung der annectirten Provinzen, Bestrebungen des
preußischen Landtags, Entwurf der Bundesverfassung und
Ergebniß der Reichstagswahlen, die Voraussetzungen noch
nicht vollständig aufgezählt, unter deren Einwirkung das
wieder geborene Deutschland seine ersten Schritte hinaus in
das Leben thun sollte.
Denn der Tag von Königgrätz hatte zugleich die deutsche
Frage gelöst und eine europäische Frage geschaffen. Der
österreichisch-preußische Dualismus war beseitigt; dafür kündigte
sich mit drohendem Grollen eine neue französisch-deutsche