1866 Bismarck's frühere Kritik der Anträge. 41
stützung dieser Sache ist für uns unmöglich; das Einzige,
was wir vermögen, ist Geschehnlassen, und darüber werde
ich mit dem Könige im Interesse unserer Freundschaft
berathen.
Dabei blieb es während dieser Gespräche bis zu Bis-
marck's Abreise nach Putbus Anfang September. Kaum
war er am 1. December nach Berlin zurückgekehrt, so meldete
sich bereits am 3. der französische Botschafter, um die Ent-
schließungen des Königs über Luxemburg und Belgien ein-
zuholen. Bismarck erfuhr mit ÜUberraschung, daß alle seine
frühern Erörterungen in den Wind gesprochen waren, daß
Frankreich die Eröffnung der Unterhandlung mit Holland
nach wie vor Preußen zuschob, nach wie vor in der belgischen
Frage von Preußen die Offensiv-Allianz begehrte. Er ver-
hehlte dem Botschafter sein Befremden nicht. Er sei seit
dem September von Berlin entfernt gewesen, wie hätte er
die Stimmung des Königs über so große Fragen erkunden,
wie einen günstigen Entschluß bewirken, wie die Schwierig-
keiten aus dem Wege räumen sollen? Noch sei der König
ununterrichtet, schon aber sei das feierlich angelobte Geheim-
niß gebrochen. Gestern habe ihn der Kronprinz darauf an-
geredet; ich höre, habe er gesagt, von einer preußisch-fran-
zösischen Allianz; gegen wen soll sie gerichtet sein? Ist der
Prinz, fragte Benedetti, der Allianz feindlich? Er fürchtet
unter Anderem, erwiderte Bismarck, daß unsere Allianz der
Regierung seiner Schwiegermutter mißfällig sein würde. Bis-
marck besorgte seinerseits wiederholt französische Indiscretionen
in London, wie wir sie im August 1866 kennen gelernt
haben. Um so zurückhaltender war sein Gespräch. Benedetti
drängte auf die Nothwendigkeit, einen Beschluß zu fassen.