Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

42 Vorbereitung des Reichstags. 1866 
Bismarck sagte, er werde das Mögliche thun, ihm bald eine 
Antwort zu verschaffen. 
Also nach drei Monaten, klagte Benedetti, sei noch nichts 
in der Sache geschehn. Er meinte, Bismarck habe seinen Sinn 
geändert, denke hinzuhalten und schließlich abzubrechen. Da 
sei es für Frankreich am Besten, eine nutzlose und damit 
gefährliche Unterhandlung auf der Stelle fallen zu lassen. 
Der Minister Moustier, seit langer Zeit kein Freund Bismarck's, 
war derselben Meinung. Napoleon aber, stets von dem 
Wunsche beseelt, irgend einen Territorialerwerb zu machen 
und damit durch Beruhigung der französischen Chauvinisten 
den Frieden zu sichern, befahl, einstweilen sich zu gedulden 
und Bismarck's weitere Eröffnungen abzuwarten !). Er blieb 
um so fester in diesem Entschlusse, als er für den schlimmen 
Fall den Entwurf zu einer Verdopplung des französischen 
Heeres hatte ausarbeiten lassen, dann aber, gleich nach der 
Veröffentlichung dieses Plans einen Sturm der Entrüstung 
im ganzen Lande losbrechen sah über diese unerträgliche Ver- 
mehrung der Militärlast, so daß er sich beeilte, den Entwurf 
wieder zurückzuziehn. Der Contrast zwischen dem chauvinisti- 
schen Geschrei und dem Zurückstoßen der Mittel zu seiner 
Wirksamkeit war so grell wie möglich. 
Unterdessen ging in Norddeutschland die Errichtung der 
drei neuen Armeecorps aus den annectirten und eines vierten 
aus den verbündeten Staaten ihren raschen Gang, und Bis- 
marck legte dem Könige die französischen Anträge vor. Es 
geschah, was er vorausgewußt hatte: für eine französische 
Allianz zeigte der König überhaupt keine Neigung, und ins- 
besondere hielt er die Bewahrung Luxemburgs für seine, 
) Rothan, Luxembourg p. 94 ff.
	        
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