Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1867 Migquel's Rede über die Mainlinie. 61 
Dennoch aber tadelte Miqucl den Verfassungsentwurf, 
daß er in seinem Schlußartikel nur von Verträgen spreche, 
welche nach Errichtung des Nordbundes von diesem mit den 
Südstaaten abzuschließen seien. Denn damit werde ja die 
internationale Sonderung beider Theile rechtlich anerkannt, 
während doch für das patriotische Gefühl jedes Deutschen 
ihre künftige Vereinigung unausbleiblich sei. Die Verfassung 
müsse also unsere Bereitwilligkeit positiv aussprechen, dem 
Süden den Eintritt, sobald er ihn wünsche, weit zu eröffnen. 
Denn über die Schranken des Nikolsburger Friedens werde 
Deutschland seiner Zeit ebenso hinwegschreiten, wie einst 
Italien über den Vertrag von Villafranca zur Tagesordnung 
übergegangen sei. Keine fremde Macht könne eine wirth- 
schaftlich bereits geeinigte Nation daran hindern, sich auch ein 
einheitliches Staatsgebäude zu gründen. Wir vertrauen, 
daß Kaiser Napoleon und die besonnene Partei in Frankreich 
stark genug sein werden, Leidenschaften zu überwinden, die 
zuletzt stets zum Verderben des französischen Volkes selbst 
ausgeschlagen sind. Müßte es aber dennoch sein, nun so 
hätten wir Wehr und Waffen, um unser Recht und unsern 
Willen zur Geltung zu bringen. Ein lebhafter Beifall ant- 
wortete dem Redner von allen Seiten des Hauses. 
Er ging dann über zu der Besprechung der constitu- 
tionellen Streitfragen. Zunächst wies er die Geringschätzung 
zurück, mit der Waldeck von dem künftigen Reichstag geredct 
hatte, wenn derselbe nicht volles Budgetrecht auch für den 
Militäretat erhielte, und zählte die wichtigen Gebiete der 
nationalen Gesetzgebung auf, welche der Entwurf der Com- 
petenz des Reichstag eröffnete, Gebiete, die sich vielleicht durch
	        
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