Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Siebenter Band. (7)

98 Versuch eines Dreibundes. 1869 
Thema dann die beiden andern Mächte gerne verzichteten. 
Über die gemeinsame Erwägung jeder sonst auftauchenden 
Frage vor jeder Entschließung herrschte allgemeines Ein- 
verständniß. So wäre man einig gewesen, hätte nur das 
römische Räthsel nicht fort und fort der Lösung entbehrt. 
Noch einmal versuchten die Osterreicher ihr Glück an dem 
heillosen Problem. Wenn es nur gelang, Napoleon zur 
Erneuerung des September-Vertrags und damit zur Rück- 
berufung seiner Truppen aus Rom zu bestimmen, so bedurfte 
Italien nach dem Abschlusse des vorliegenden Bündnisses 
für seine künftige Sicherheit der ausdrücklichen Anerkennung 
des Grundsatzes der Nichteinmischung nicht mehr Denn 
sollte Napoleon dann aus irgend einem Grunde wieder eine 
Besatzung nach Rom zu schicken wünschen, so mußte der Aus- 
führung dieser Maaßregel nach dem zweiten Artikel des 
Bündniß-Entwurfs eine gemeinsame Berathung der drei 
Mächte vorausgehn, bei der Osterreich wie Italien sich jedem 
gewaltsamen Schritte widersetzen würde. In der That ließ 
sich Menabrea, ebenso gut französisch wie klerikal gesinnt, 
zu einer weiteren Unterhandlung auf dieser Grundlage be- 
stimmen und beschränkte sein Begehren auf den Abzug der 
Franzosen aus Rom unter Italiens Zusage, keine Ver- 
gewaltigung des Papstes zu begehn oder zuzulassen. Aber 
auch hiegegen hatte Napoleon Bedenken. Er war bereit 
zu dem formellen Versprechen, seine Truppen aus dem 
römischen Gebiet zurückzuziehn so bald wie irgend möglich. 
Allein schon jetzt einen bestimmten Zeitpunkt der Räumung 
anzugeben, fand er sich nicht in der Lage. Er verhieß die 
Räumung, sobald er die Sicherheit des Papstes unantastbar 
sehe; weiter aber wollte er nicht gehn. Rouher und Vitzthum
	        
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