132 Communistische Bewegung. 1870
Betont und beschlossen wurde weiter noch die Noth-
wendigkeit einer einheitlichen Organisation der Partei, die
Constituirung derselben unter der Leitung eines Ausschusses
von fünf Personen und die Abstimmung aller Mitglieder
über eingreifendere Congreßbeschlüsse. Ferner erklärte die
Partei, sich als Zweig der Internationale zu betrachten,
unter der, wieder vorsichtigen, Beschränkung: soweit cs die
Landesgesetze gestatten. Als Parteiorgan sollte eine Zeitung,
der Volksstaat, unter Liebknecht's Redaction dienen, jedes.
Mitglied auf diese abonniren, oder monatlich einen Groschen
für Parteizwecke entrichten. Zur Verhütung von Unregel-
mäßigkeit in Cassensachen wurde eine besondere Controlcom=
mission eingesetzt.
Der nächste „socialdemokratische“ Parteitag fand nach
dem Beschlusse des vorigjährigen in Stuttgart vom 4. bis
7. Juni 1870 Statt. Ein nochmaliger Versuch der Lassalle-
aner blieb wieder erfolglos; sie hatten nicht die Oberhand
und verschwanden. Um Bebel und Liebknecht schaarten sich
74 Delegirte von 111 Orten mit 15 398 Mitgliedern. Die
Zahlen waren also sehr viel geringer, als 1869, viele Un-
entschlossene mochten abgefallen, aber auch Manche zu regel-
mäßiger Beitragszahlung nicht geneigt sein. Jedenfalls war
in dieser Versammlung die vorigjährige Vorsicht und Zurück-
haltung vollständig verschwunden. Man fühlte sich unter
Freunden und hielt nicht mehr hinter dem Berge. Die
Führer erklärten, daß man sich an den Wahlen für Reichstag
und Zollparlament betheiligen solle, um dort vielleicht einmal
für einen etwas weniger ungünstigen Beschluß den Ausschlag
zu geben, jedenfalls aber für die eignen Parteizwecke zu
agitiren, und bei jeder Gelegenheit die Verhandlungen beider