178 Parlamentarische Kämpfe. Erfolge der Regierung. 1869
Cabinettskrieg gegeben, nämlich keinen Krieg, zu dem nicht
eine starke populäre Strömung den zaudernden Herrscher
fortgerissen oder dem, (bei der einzigen Ausnahme 1866) sie
nicht nachträglich ihren Dank für die Vollziehung des natio-
nalen Gedankens ausgesprochen hätte.
Überhaupt stellte es sich in dem Fortgang der Ver-
handlungen immer deutlicher heraus, daß das Spiel für die
Opposition völlig hoffnungslos war. Auf ihrer Seite ein
Antrag, der selbst, wenn er hier angenommen wurde, doch
jedenfalls für jetzt ohne praktische Wirkung blieb, der in der
Gegenwart den Staatshaushalt ungeordnet ließ und für die
Zukunft schwere Conflicte in Aussicht stellte. Dagegen auf
der Seite der Regierung ein Finanzplan, der die Beseitigung
eines an sich unrichtigen Systems enthielt, der das seit Jahren
fortgeschleppte Deficit beseitigte und den innern Frieden
zwischen den gesetzgebenden Factoren herstellte. Hier konnte
die Wahl nicht zweifelhaft sein, zumal ein großer Theil des
Hauses weder das Vertrauen Virchow's auf dauernden Frieden,
noch Lasker's Ansicht über die nöthige Reduction der Militär-
last theilte. So wurde gleich am 5. November Lasker's
Tagesordnung abgelehnt und Virchow's Antrag mit 215
gegen 99 Stimmen verworfen. Nachdem darauf am 16. No-
vember der Finanzminister den ausgearbeiteten Gesetzentwurf
eingebracht und das Haus denselben an die Budget-Com-
mission verwiesen hatte, erstattete diese am 13. December
ihren Bericht, worin sie mit 17 gegen 13 Stimmen dem
Hause die Annahme des Gesetzes empfahl. Nach einer leb-
haften Verhandlung vollzog das Haus unter Ablehnung aller
principiell erheblichen Amendements die Genehmigung des
Gesetzes mit 242 gegen 128 Stimmen.