1870 Prim beschließt einen vierten Antrag bei d. Hohenzollern. 257
Regierung das Angebot unter der bestimmten Verbürgung
des bestätigenden Beschlusses der Cortes erfolgen. Dazu war,
wie sich versteht, vor Allem die Feststellung der Sicherheit
der Königswahl durch die Cortes erforderlich. Zu diesem
Zwecke gelang dem Marschall Prim die Erwirkung eines Be-
schlusses der Cortes, nach dem zur Königswahl die absolute
Mehrheit nicht bloß der anwesenden, sondern der vorhan-
denen Mitglieder, also 273 Stimmen, erforderlich sein sollte.
Damit war die Candidatur Montpensier zerschmettert, da sie
entfernt nicht auf die Erlangung einer solchen Stimmen-
zahl rechnen konnte. Kein Mitbewerber stand seitdem noch
der Candidatur Hohenzollern im Wege, und Prim, auch jetzt
mit Serrano einverstanden, erlangte ohne Schwierigkeit die
Zustimmung der einflußreichsten Führer der beiden großen
Parteien. Auch mit ihnen wurde strenges Geheimniß ver-
einbart, aber bei der größern Zahl der Mitwisser sehr un-
vollständig bewahrt. Am 11. Juni redete Prim ausführlich
bei den Cortes über die Thronfolge, um ihre Ungeduld zu
beschwichtigen, und zugleich einen Ausdruck ihrer Billigung
seines Verfahrens hervorzurufen. Nachdem er die Absagen
Portugals, Aostas und Genuas aufgezählt, fuhr er fort:
Die Herren Abgeordneten hoffen vermuthlich, daß ich nun
einen Candidaten nenne, mit dem ich im Namen der spanischen
Regierung unterhandelt hätte. Ich werde nichts sagen, weil
dies indiscret sein würde und zu Verwicklungen führen könnte,
übrigens habe ich auch mein Ehrenwort gegeben. Die Herren
werden ohne Zweifel meine Zurückhaltung billigen. (Ja, ja.)
Dieser Candidat erfüllte sicherlich die Bedingungen, deren
Spanien bedurfte. Er war nämlich von königlichem Stamme
(sich), katholisch und mündig. Aber das Verhängniß hatte
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches VII. 17