1870 Prim und der französische Gesandte. 263
erst nach wiederholten Zurückweisungen in Lissabon und
Florenz sich nothgedrungen darauf eingelassen. Aber einen
ganz andern Sinn hörte Mercier aus seinen Worten heraus.
„Oh,"“ rief er, „ich habe seit ziemlich langer Zeit bemerkt,
daß Herr von Bismarck sich in Euere Angelegenheiten ein-
zudrängen sucht, und Ihr werdet einräumen, daß, wenn er
nicht großen Gewinn davon erwartete, er ein so hohes Spiel
nicht wagen würde.“
Prim fiel ein: „Ihr täuscht Euch. Die Vorschläge sind
von hier gekommen. Weder mit Herrn Bernhardi noch mit
Herrn von Canitz (dem norddeutschen Gesandten) habe ich
jemals über Politik gesprochen.“
„Und die preußische Escadre, deren Herkunft man Euch
gemeldet hat?" fragte Mercier.
„Davon weiß ich kein Wort,“ erklärte Prim, „sicher ist,
daß, wenn wir diese Gelegenheit nicht ergreifen, Montpensier
oder die Republik über uns kommt, die ich hasse wie die
Hölle.“ —
— „Nun wohl, dann Montpensier.“
— „Wied der Kaiser sollte Montpensier einem Hohen-
zollern vorziehn?“
— „Er hat es mir nicht gesagt, aber ich zweifle nicht
daran, der Kaiser ist vor allem Franzose."“
Am folgenden Morgen sandte Mercier ein kurzes Tele-
gramm und dann einen ausführlichen Bericht über diese
Unterredung nach Paris. Noch hielt er die Sache nicht für
völlig entschieden. Am Schlusse des Berichts bemerkte er,
in der Stadt sei das Gerücht von der Annahme einer
deutschen Candidatur verbreitet; ein Abgeordneter erzähle
ihm, wahrscheinlich werde eine außerordentliche Sitzung der