270 Der Verzicht des Prinzen von Hohenzollern. 1870
durch reiche Geldmittel unterstützt hätte. Zunächst sollte er
darauf die Candidatur des unbeliebten Montpensier vor-
geschoben haben, um nach deren Niederlage die preußische
an die Stelle zu setzen u. s. w. Was ist, fragte der Schreiber,
von diesen Gerüchten wahr? Bildet das heutige Ereigniß
nur ein Glied in der Kette jener in ganz Europa erzählten
Thatsachen?
Die gewaltige Wirkung dieses Doppelsignals werden wir
sogleich kennen lernen.
Kaum war es durch den Constitutionel für ganz Frank-
reich hinausgegeben worden, so erhielt Gramont aus Berlin
die telegraphische Antwort Le Sourd's. Der Geschäftsträger
hatte, da Bismarck noch in Varzin weilte, auf seine Frage
von Herrn von Thile die einfache und bündige Erklärung
empfangen, von dieser Affaire wisse die preußische Regierung
absolut nichts, sie existire für sie nicht (man sei also nicht
im Stande, über etwaige Verhandlungen der spanischen Re-
gierung mit dem Prinzen Leopold Auskunft zu ertheilen)).
Sonderbar genug nimmt sich in Le Sourd's Depesche der
unmittelbar folgende Satz aus: Thile hat nicht bestimmt
behauptet, daß seine Regierung von der Verhandlung und
ihrem Ergebniß nichts gewußt habe. Wer von einer Sache
überhaupt nichts weiß, kennt doch auch die darüber geführte
Verhandlung nicht.
So hatte Gramont die Bestätigung dessen erhalten, was
er noch Tags zuvor gerne zu glauben vorgegeben hatte.
Man sollte meinen, der Weg wäre ihm, wenn er nicht für
einen Friedensstörer gelten wollte, sehr einfach vorgezeichnet
1) Die eingeklammerten Worte fehlen bei Le Sourd; sie finden
sich in Bismarck's Bericht an den Bundesrath vom 16. Juli.